Der deutsche Index für Technologiewerte hat eine beeindruckende Rally hinter sich. Seit März 2003 ging es um mehr als 200 Prozent nach oben. Im laufenden Jahr beträgt das Plus bislang rund 30 Prozent. Nun steht das Auswahlbarometer kurz vor dem Sprung über die magische Marke von 1.000 Zählern. Zwar ist jederzeit eine Korrektur möglich. Doch gibt es noch einige kurstreibende Faktoren, die den TecDAX weit über diese Marke hinaus hieven könnten.

Erleichterung nach dem Energiegipfel

Aufatmen bei den Anbietern erneuerbarer Energien: Nach dem dritten und letzten Energiegipfel zwischen der deutschen Bundesregierung und Wirtschaftsvertretern ist klar: Einen Ausstieg aus dem Atomausstieg wird es zunächst nicht geben. Auch künftig setzt Deutschland voll auf Öko-Energie, deren Anteil an der Stromversorgung derzeit bei 12,5 Prozent liegt. Für Angela Merkel ist der Klimaschutz eine der größten Herausforderungen. An dem EU-Ziel, bis 2020 die Kohlendioxidemissionen um mindestens 20 Prozent, wenn nicht sogar 40 Prozent zu senken, werde man uneingeschränkt festhalten, sagte sie auf dem Gipfel. Nach den Verlautbarungen der deutschen Kanzlerin zeigten sich die Börsianer erleichtert und griffen bei den im TecDAX notierten Öko-Aktien zu, hatten sie doch befürchtet, auf dem Energiegipfel würde eine stärker als bislang geplante Senkung der Photovoltaikförderung beschlossen.

Solarworld und Conergy mit „good news“

Flankiert wurde der Kursanstieg von guten Nachrichten von Unternehmensseite: Der Photovoltaik-Konzern Solarworld etwa kündigte an, auf Grund von neuen Großaufträgen im Volumen von rund 500 Millionen Euro die Fertigungskapazitäten massiv ausweiten zu wollen. Insgesamt summiert sich der Auftragsbestand nun schon auf fünf Milliarden Euro mit einer Laufzeit bis 2020. Die Solarworld-Aktie reagierte auf die Meldung mit dem Sprung auf ein neues Allzeithoch. Conergy gab ein Kooperationsabkommen mit einer Firma aus Abu Dhabi bekannt. Man werde dort 10.000 Häuser mit Solardächern ausrüsten. Obwohl es sich dabei beileibe nicht um einen „Knaller“ handelt, reichte auch diese Nachricht aus, um die Conergy-Aktie auf ein neues historisches Hoch zu hieven.

Im 2. Teil: Solarrally treibt TecDAX Richtung 1.000 Punkte

Solarrally treibt TecDAX Richtung 1.000 Punkte

Die Gemengelage aus den Ergebnissen des Energiegipfels sowie die guten Firmennachrichten verliehen dem deutschen Technologieindex TecDAX neue Impulse. Kein Wunder: Die fünf Solar-Konzerne Conergy, Ersol Solar Energy, Q-Cells, Solarworld und Solon sowie der Windkraftspezialist Nordex stehen für ein Drittel des TecDAX-Gewichts. Das heißt: Kursveränderungen dieser sechs Aktien beeinflussen die Performance des gesamten Auswahlbarometers maßgeblich. Mit dem Ausbruch über die Marke von 950 Punkten gelang dem TecDAX der Sprung auf ein neues Jahreshoch. Genauer gesagt befindet sich das Auswahlbarometer sogar auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren. Seit März 2003 hat der TecDAX um mehr als 200 Prozent zugelegt. Allein im laufenden Jahr beträgt der Zuwachs bislang mehr als 30 Prozent. Nun hat der Technologie-Index die magische 1.000er-Marke im Visier. Und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, ehe das 30 Titel umfassende Barometer auch diese Hürde nimmt. Anders als beim ATX und beim DAX ist es zum Allzeithoch aus dem Jahr 2000 jedoch noch ein weiter Weg. Damals notierte der TecDAX-Vorgänger NEMAX 50 bei 9.694,07 Punkten – ein Höchststand für die Ewigkeit.

Charttechnik spricht für weitere Kursgewinne

Für einen weiteren Anstieg des TecDAX spricht zum einen natürlich das Momentum. Denn aus charttechnischer Sicht ist der Sprung auf ein neues Fünfjahreshoch äußerst positiv zu sehen. Als nächste größere Hürde ist mit Sicherheit die 1.000er-Barriere zu nennen, wobei es sich hierbei eher um einen Widerstand psychologischer Natur handelt. Anschließend wäre der Weg bis zu rund 1.350 Zählern frei. An dieser Marke hatte sich der Index zuletzt zum Jahreswechsel 2001/2002 die Zähne ausgebissen.

Moderate Bewertung und Übernahmephantasie

Mit einem KGV auf Basis der von Analysten für 2008 erwarteten Gewinne von etwa 20 ist der Index noch nicht zu hoch bewertet, hält man sich vor Augen, dass die Gewinne der 30 Gesellschaften im Schnitt mit mindestens der gleichen Rate wachsen dürften. Alle Konzerne bis auf GPC Biotech dürften im kommenden Jahr schwarze Zahlen schreiben. Zudem schwingt bei vielen TecDAX-Unternehmen ein Schuss Übernahmephantasie mit. Als mögliche Akquisitionsziele werden beispielsweise immer wieder Namen wie Aixtron, Freenet, GPC Biotech und QSC genannt. Zudem könnten bald einige Anbieter von erneuerbaren Energien auf den Einkaufslisten von Investoren auftauchen. Denn in letzter Zeit haben einige große Energiekonzerne angekündigt, sich im Öko-Bereich verstärken zu wollen. Vor dem Hintergrund weiterer möglicher Kurszuwächse bietet es sich an, in ein TecDAX-Index-Zertifikat zu investieren. Beinahe jeder Emittent, der etwas auf sich hält, hat mittlerweile ein solches Exemplar im Angebot. Da lohnt ein Blick auf die Spreads, die doch recht unterschiedlich hoch ausfallen. Mit nur 0,2 Prozent weisen die Papiere der Deutschen Bank (ISIN DE 000 831 999 7), der Landesbank Berlin (ISIN DE 000 201 599 7) und der Commerzbank (ISIN DE 000 726 433 5) derzeit die günstigsten Konditionen auf.

Korrektur jederzeit möglich

Bei Investments sollten Anleger beachten, dass sich der TecDAX mittlerweile schon recht weit, nämlich um mehr als 20 Prozent, von seiner 200-Tagesdurchschnittslinie entfernt hat, die momentan bei rund 800 Punkten verläuft. In der Vergangenheit waren solch extrem hohe Werte oftmals Anzeichen für eine bevorstehende Korrektur. So zum Beispiel zuletzt Ende Februar, als der Index innerhalb kürzester Zeit 13 Prozent an Wert verlor. Um sich zumindest einen Teilschutz des eingesetzten Kapitals zu sichern, können Anleger alternativ zu einem Index-Tracker zu einem Bonus-Zertifikat greifen. Von dieser Warte aus betrachtet, ist zum Beispiel das Papier der Commerzbank (ISIN DE 000 CB5 JVY 0) interessant. Mit einer Bonus-Schwelle von 666 Indexpunkten ausgestattet, beträgt der Sicherheitspuffer stattliche 31 Prozent. Somit schützt das Zertifikat auch vor größeren Kurskorrekturen.

Den Teilschutz gibt es aber nicht umsonst

Weil der Bonus-Betrag entsprechend einem Indexstand von 920 Punkten deutlich unter der TecDAX-Notiz von 966 Zählern liegt, ist bei dem Papier aktuell keine Bonus-Rendite mehr drin. Interessant ist, dass der Briefkurs des Zertifikats mit 9,73 Euro unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses von eins zu 100 höher ist als der TecDAX-Stand. Mit anderen Worten: Anleger „erkaufen“ sich den Teilschutz mit sieben Indexpünktchen. Da das Bonus-Zertifikat über keinen Cap verfügt, partizipieren Anleger nach oben unbegrenzt an Gewinnen des Index. Sollte der TecDAX am Laufzeitende am 18. Dezember 2008 also oberhalb von 920 Punkten notieren, erhalten Anleger eine Rückzahlung entsprechend dem Indexstand. Liegt der Schlusskurs unter 920 Punkten, hält aber die Schwelle, greift der Bonus-Mechanismus und das Zertifikat wird mit dem Bonus-Betrag getilgt. In diesem Fall beträgt der Verlust 5,4 Prozent. Nur wenn die Barriere bei 666 Punkten gerissen wird, wandelt sich das Bonus- in ein normales Index-Zertifikat und es besteht, zumindest theoretisch, das Risiko von größeren Kursverlusten.

Im 3. Teil: Interessante Einzelspekulationen

Interessante Einzelspekulation eins: Freenet

Nicht nur der TecDAX als Ganzes ist kaufenswert, er bietet auch einige interessante Einzelstorys. Zum Beispiel Freenet: Einige Großaktionäre des Hamburger Internet- und Telekommunikationsanbieters wie etwa der Hegde-Fonds-Manager Florian Homm, die britische Fondsgesellschaft Hermes und der Mobilfunkdienstleister Drillisch haben eine Zerschlagung der Gesellschaft gefordert. Freenet-Vorstandschef Eckhard Spoerr hingegen zeigt sich offen für einen Verkauf oder einen Zusammenschluss mit einem Wettbewerber und lässt derzeit sämtliche Optionen prüfen. Wie auch immer die Lösung am Ende aussehen wird, für Phantasie ist reichlich gesorgt. Das sehen auch die Analysten der HypoVereinsbank so. Sie haben die Anlageempfehlung für die Freenet-Aktie von „Neutral“ auf „Buy“ angehoben. Auch nicht von schlechten Eltern ist die geplante Sonderdividende von 5,50 Euro je Aktie. Sie soll zusätzlich zur normalen Ausschüttung von 50 Cent je Papier gezahlt werden.

22,8 Prozent Rendite möglich

Anleger, die von einem eventuellen Kursanstieg profitieren wollen, können zu einem Bonus-Zertifikat der Commerzbank greifen (ISIN DE 000 CB4 QCC 4). Bei diesem Papier gibt es am Laufzeitende 30 Euro zurück, sofern die Barriere von 18 Euro hält. Das entspricht einer Bonus-Rendite von 22,8 Prozent bzw. 21,0 Prozent p.a. und einem Sicherheitspuffer von fast 27 Prozent. Eine Partizipation an Kursgewinnen ist allerdings bei 31 Euro (Cap) zu Ende.

Interessante Einzelspekulation zwei: Nordex

Ebenfalls ein lupenreiner Übernahmekandidat ist Nordex. Noch vor zwei Jahren stand der Windkraftspezialist kurz vor der Pleite. Doch der Einstieg mehrerer Finanzinvestoren sowie umfangreiche Kapitalmaßnahmen retteten die Hamburger. Ein Teil dieser Geldgeber plant nun den Ausstieg. Gut möglich, dass bei einem Verkauf, zum Beispiel an einen Finanzinvestor, eine kräftige Übernahmeprämie fällig wird. Nordex steht heute besser da als je zuvor. Erst kürzlich hat die Gesellschaft aufgrund erhöhter Planungssicherheit – der Auftragsbestand kletterte auf das Rekordniveau von 2,1 Milliarden Euro – seine mittelfristige Prognose konkretisiert. Nun erwartet das Management im Jahr 2011 zwischen 2,5 und vier Milliarden Euro Umsatz sowie eine operative Marge zwischen neun und zwölf Prozent. Auch bei der Nordex-Aktie, die derzeit auf dem höchsten jemals erreichten Stand notiert, bietet sich statt dem Direktinvestment ein Bonus-Zertifikat an. Eine Prämie von 41,00 Euro können Anleger in knapp einem Jahr bei einem Papier von Sal.Oppenheim (ISIN DE 000 SDL 14L 6) vereinnahmen, sofern die Bonus-Barriere von 24,00 Euro nicht verletzt wird. Die mögliche Rendite beträgt somit 28,7 Prozent bzw. 30,3 Prozent p.a.

ZJ-Fazit: Der Höhenflug des TecDAX dürfte anhalten. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, ehe der Index die Marke von 1.000 Punkten durchbricht. Als „Basis-Investment“ bietet sich ein Index-Zertifikat an. Mehrere Emittenten haben Papiere mit einem recht niedrigen Spread von 0,2 Prozent im Angebot. Wer auf einen Teilschutz seines eingesetzten Kapitals nicht verzichten will, kann auf ein Bonus-Zertifikat zurückgreifen, das allerdings etwas teurer als der Index ist. Interessante Basiswerte für Einzelspekulationen sind Nordex und Freenet. Beide Unternehmen sind lupenreine Übernahmekandidaten.