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Hoffer setzt sich durch.

Foto: Reuters/Cassese

Toronto - Nicht immer ist im Fußball das Resultat das Wichtigste. Die Art und Weise, wie die ÖFB-U20-Truppe beim 0:0 am Sonntag in Toronto gegen den WM-Mitfavoriten Chile auftrat, versetzte nicht nur Beobachter wie Andreas Herzog in Euphorie. Auch die Spieler selbst wussten, welch großartige Leistung sie gegen die Südamerikaner geboten hatten. "Das war einfach phänomenal, das war mein geilstes Spiel, das ich jemals gespielt habe", freute sich Zlatko Junuzovic, der nun mit seinem Kollegen im Achtelfinale am Mittwoch in Edmonton auf Gambia (in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 01.45 Uhr MESZ), trifft.

Obwohl ein Großteil des Publikums die Chilenen lautstark anfeuerte, waren die Österreicher über weite Strecken überlegen, gingen das hohe Tempo problemlos mit, fielen auch im technischen Bereich nicht ab und hatten mehr und bessere Einschussmöglichkeiten. Kein Wunder also, dass das Unentschieden bei der Rückfahrt ins Hotel wie ein Sieg bejubelt wurde. Die Team-Kicker sangen im Bus zu den Klängen des Nelly-Hits "Hot In Here" und ließen nach dem Aussteigen sogar den Fahrer durch die Luft fliegen.

Damit waren die Feierlichkeiten aber schon wieder beendet. Kapitän Sebastian Prödl beorderte seine Kollegen sofort zur Regeneration in den Hotel-Pool, denn bereits Montagfrüh ging es zurück nach Edmonton. Begleiter auf dem Flug Richtung Westen waren so wie schon beim Hinflug die Chilenen, die sowohl in Edmonton als auch in Toronto im gleichen Hotel logierten.

Von der Arroganz, welche die Südamerikaner bei der Reise von Edmonton nach Toronto an den Tag gelegt hatten, war diesmal nichts mehr zu sehen. Damals waren die Chilenen den Österreichern beim Warten aufs Gepäck noch förmlich auf der Nase herumgetanzt, was wohl keinen unwesentlichen Beitrag zur Motivation von Hoffer und Co. geleistet hatte. "Wir haben dieses Verhalten der Chilenen natürlich in die Match-Vorbereitung einfließen lassen", schmunzelte Co-Trainer Gerhard Schweitzer.

Junuzovic: "Wir wollten sie sofort unter Druck setzen"

Damit hat der Betreuerstab ins Schwarze getroffen, denn die ÖFB-Kicker gingen von Beginn an ohne Angst vor den in den ersten Partien äußerst starken Chilenen zu Werke. "Wir wollten sie sofort unter Druck setzen, und das ist uns gelungen", meinte Junuzovic, der das Erfolgsgeheimnis folgendermaßen beschrieb: "Bei uns ist keiner der große Star, wir sind eine echte Einheit. Wir spielen gegen jeden Gegner ohne Respekt. Das ist untypisch für Österreich, aber das ist der neue Weg."

Wohin der noch führen könnte, wagte niemand zu prophezeien. "Wenn wir so spielen wie heute, ist noch einiges drinnen", sagte Junuzovic, und Erwin Hoffer ergänzte: "Wir sind im Achtelfinale, aber wir wollen mehr. Jetzt ist alles möglich." Für den Rapid-Stürmer hat Österreich gegen Chile "um fünf Klassen besser als in den zwei vorigen Partien" gespielt. Dieser Meinung schloss sich auch Martin Harnik an: "Endlich haben wir das gespielt, was wir können."

Herzog: "Das ist ein besonderer Jahrgang"

Von den Geschehnissen in Kanada beeindruckt ist Andreas Herzog. Der Assistent von Teamchef Josef Hickersberger war voll des Lobes für die Junioren-Kicker. "Ich sage das völlig ohne Emotionen: Das war das beste Spiel, das ich jemals von einer österreichischen Nachwuchs-Mannschaft gesehen habe. Das ist ein besonderer Jahrgang, da können Paul Gludovatz und der ÖFB stolz sein."

Der Rekord-Teamspieler ("Für mich persönlich ist das eine tolle Erfahrung") hob auch den Teamgeist hervor. "Unglaublich, wie sich die Burschen in der Kabine vor dem Match gegenseitig pushen. Es herrscht eine irrsinnige Kameradschaft." Herzog forderte die Bundesliga-Trainer wieder einmal auf, den österreichischen Nachwuchs-Kickern mehr Wertschätzung entgegenzubringen. "Jetzt sind die Vereine gefordert, diese Spieler im Training weiter zu verbessern. Mir kann keiner erzählen, dass nur ein einziger von ihnen nicht die Qualität hat, in der Bundesliga zu spielen."(APA)