[8:tension]: Ben J. Riepe beobachtet anonyme Wesen der Nacht, Yasmine Hugonnet fragt nach Identitäten, Doris Stelzer denkt über mediale Körperbilder nach.

Foto: Kruckelmann
Dass die "Jugend" unter den Tanzschaffenden einige spezielle Orte als Ausgangspunkte dafür braucht, die Tanzwelt zu erobern, berücksichtigt das Festival ImPulsTanz besonders mit der von Christa Spatt kuratierten Jung-Choreografen-Serie [8:tension] .

Doris Stelzer

Die österreichische Choreografin Doris Stelzer hat es mit ihrem mit shifted views betitelten Versuch, Perspektiven und Bildwelten zu verzerren, zu überzeichnen und zu "sabotieren" sogar aufs ImPuls-Plakat geschafft. Ihrer bei ImPulsTanz zur Uraufführung gelangenden Arbeit stellt sie die Frage voran: "Wie soll ich mich mit einer Frau identifizieren, deren Bein zwei Meter lang ist?"

Ihre Choreografie, der "erste Teil einer Forschungsserie zum Thema medialer Körperinszenierung und aktueller, gesellschaftspolitischer Körperbilder", streicht denn auch die unterschiedliche Wahrnehmung von Körperlichkeit je nach Inszenierung heraus.

Mit Fokus auf Weiblichkeit stellt Stelzer, die außer Tanz übrigens auch Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur studierte, den "Alltagskörper" einem "Werbekörper" gegenüber.

Noël & Xaba

Aus Haiti und Südafrika kommen Kettly Noël und Nelisiwe Xaba, die ihre Correspondances zu einem fröhlichen und fließenden Spiel über die Freundschaft gemacht haben.

Xaba begann ihr Tanzstudium in Johannesburg, wo sie Noël kennenlernte. Später ging sie mit einem Stipendium nach London. "Wer sind diese Frauen?", versuchten sie in ihren Briefen, bei Treffen und nun auf der Bühne festzuhalten. Dazu hatten die beiden die Charaktere "Madame X und Y" erfunden, die sich über leichtere und schwierigere Fragen austauschen: "Kinder? Ja, vielleicht. Einen Ehemann? Wer weiß!" Der zweite Erzählstrang geht von Noël aus, die sich mit den "dunklen Bildern" von Haiti beschäftigt.

Ben J. Riepe

Sehr früh mit eigenen Produktionen begonnen hat der deutsche Choreograf BenJ. Riepe. Mit Happy End – dealing night again beobachtet der ehemalige Tänzer bei VA Wölfl anonyme Wesen in der Nacht. Wie "Disco in Zeitlupe" gestalten sich seine nächtlich-gespenstischen Figuren, die im Gleichschritt einem Doppelgängermotiv folgen.

Yasmine Hugonnet

Aus der italienischen Schweiz stammt die in Mali und Frankreich aufgewachsene Yasmine Hugonnet. Ihr zusammen mit Teja Reba und Nataša Živoviæ kreiertes RE-PLAY ist eine Identitätssuche, bei der die Choreografin interessiert, wie es sich anfühlt, in eine fremde Haut zu schlüpfen, wenn man einen anderen spielt und der andere einen selbst. (Isabella Hager, DER STANDARD/Printausgabe, 10.07.2007)