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Der österreichische Komponist Gerhard Schedl.

Foto: APA
Wien - Ein traditionelles Wiener Kaffeehaus mit Kellnern, dazu leichte Klaviermusik. So gemütlich, ja heimelig präsentiert sich die Halle G im Wiener Museumsquartier bei der Produktion von Gerhard Schedls Kammeropern-Trilogie triptychon durch die Neue Oper Wien. Die Gemütlichkeit ist freilich trügerisch, wird das Kaffeehaus, das als Zuschauerraum wie als Bühne dient, gegen Ende des Abends selbst zum Ort des zivilisatorischen Untergangs.

Die drei zwischen 1982 und 1990 geschriebenen Kammeropern Pierre et Luce oder: Die Osterlämmer und Kontrabass - beide nach einem Libretto von Attila Böcs - sowie S.C.H.A.S., von Schedl selbst nach H. C. Artmanns Erlaubt, Schas, sehr heiß bitte! verfasst, werden in der Inszenierung von Johannes Erath zu einer sowohl im Gestus als auch in der Raumeinbeziehung (Bühne: Stefan Heinrichs) sich mehr und mehr intensivierenden Einheit konzentriert.

Im Mittelpunkt stehen dabei vermeintlich friedliche, im Verlauf aber tieftragische Situationen. Tritt das am Ende bei einem Bombenangriff des Ersten Weltkriegs umkommende Liebespärchen Pierre (Alexander Kaimbacher) und Luce (Isabel Marxgut) in seinen Gesten schüchtern und intim auf, so spitzen sich die Emotionen bei der Geschichte des vom Krieg traumatisierten und auch szenisch mehrfach aufgespalteten Kontrabassisten Silbermann (Andreas Jankowitsch, Gerhard Karzel sowie die verschiedenen Kaffeehauskellner) und einem Pärchen (Gernot Heinrich, Isabel Marxgut) radikal zu.

Auch im von Walter Kobéra geleiteten amadeus ensemble wien verstärken sich die Klangeindrücke. Changiert die Musik in Pierre et Luce noch zwischen großen tonalen Gesten und harmonischer Freiheit, so intensiviert sie sich in Kontrabass zu Momenten höchster Expressivität bei gleichzeitiger tiefer Traurigkeit.

Das Spiel mit den Nuancen des Ausdrucks wird bei S.C.H.A.S. zur vollendeten Farce. Musik und Szene taumeln von der zu Beginn noch schwülen Kaffeehausatmosphäre mit rasender Geschwindigkeit in einen Wahn der (Selbst-)Zerstörung. Sehr wienerisch geht es hier zu, aus Momenten des grinsenden Charmes bilden sich jedoch schnell geifernde Metastasen einer offensichtlich außer Kontrolle geratenen Operette. (Robert Spoula, DER STANDARD/Printausgabe, 10.07.2007)