In einer nicht perfekten Welt hätten sie gern die perfekte Familie. Treue und Toleranz stehen auf der Beziehungswerteskala ganz oben, wichtig ist aber auch eine glückliche sexuelle Beziehung.

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Wien - Österreichs Jugendliche sind Weltmeister in Sachen Sex, belegt die jüngste Durex-Studie: Mit 17,3 Jahren passiert durchschnittlich das "Erste Mal". In diesem Alter wollen sich junge Menschen "austoben" - insgesamt haben sie aber eine sehr traditionelle Vorstellung von einem gelungenen Beziehungs- und Familienleben. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Jugend-Wertestudie, die vom Österreichischen Institut für Jugendforschung gemeinsam mit dem Institut für praktische Theologie erarbeitet wurde.

Die traditionelle Vorstellung von einer glücklichen Familie ist ganz und gar nicht überholt: 80 Prozent der Befragten wollen später standesamtlich heiraten, knapp zwei Drittel auch kirchlich. Nur drei Prozent gaben an, sich nie fix binden zu wollen. In Zeiten stetig steigender Scheidungsraten klingt das widersprüchlich - aber: "Gerade für Kinder, die aus zerrütteten Familien kommen, ist ein glückliches, traditionelles Familienleben ein wichtiges Ziel", betont Regina Polak vom Institut für Praktische Theologie.

Treue ist 72 Prozent der Jugendlichen "sehr wichtig" - dieser Wert ist aber im Sinken begriffen, bei der letzten Jugendstudie im Jahr 2000 lag er noch bei 85 Prozent. Eine glückliche sexuelle Beziehung gehört für 55 Prozent der Jugendlichen zu einer funktionierenden Partnerschaft, ein angemessenes Einkommen ist für 41 Prozent "sehr wichtig". Hier äußert sich der steigende ökonomische Druck auf junge Menschen: 1990 war das Geld nur für 21 Prozent der Befragten "sehr wichtig".

Kinder: Ja, aber später Auch der Kinderwunsch spielt im Leben junger Menschen eine Rolle - wenngleich erst in späterer Zukunft. Nur sieben Prozent der Befragten wollen keine Kinder bekommen. Ist der Nachwuchs einmal auf der Welt, dann bekommt er sehr traditionelle Werte mit auf den Weg: Ehrlichkeit, Verantwortungsgefühl, Selbstständigkeit, Toleranz und gute Manieren wollen die Eltern von morgen ihren Kindern für übermorgen mitgeben.

Wie auch immer die genaue Zukunftsplanung aussieht - der soziale Nahraum ist für einen Großteil der Befragten ein zentraler Lebensbereich. Knapp 70 Prozent finden Familie und Freunde "sehr wichtig". Wie sehr Jugendliche mit diesem Thema befasst sind, merkt man auch bei Einrichtungen, die sich auf die Beratung von Jugendlichen spezialisiert haben. Über 200 Mails gingen im vergangenen Jahr zum Beispiel bei der "Talkbox", einer Einrichtung des Wiener Amtes für Jugend und Familie (MA11), ein. Der Großteil der Jugendlichen wandte sich mit Beziehungsproblemen an die Beratungsstelle, um so "gefahrlos und anonym ihr Herz auszuschütten", beschreibt Psychologin Gabriele Kohl die an sie gerichteten Anfragen. (Andrea Heigl/DER STANDARD-Printausgabe, 10.7.2007)