Cascais - "The wind ist calling" lautet das Motto der Segel-Weltmeisterschaften vor Cascais. Am Montag rief er so laut, dass alles, was geplant war, von Wellen und Böen verschluckt wurde, und als einzige Botschaft jene durchdrang, dass nichts ging und somit keine einzige Wettfahrt und auch die beiden angesetzten Medal Races nicht durchgeführt wurden. Damit sind die Spanier Fernando Echavarri/Anton Paz in der Tornado- und die Brasilianer Robert Scheidt/Bruno Prada in der Starboot-Klasse die ersten Weltmeister dieser Titelkämpfe.

Bis 19:45 Uhr Ortszeit haben die Organisatoren mit den Medaillenentscheidungen zugewartet, doch bei Windstärken von bis zu 40 Knoten (8 Beaufort) auf den Kursen war schon viel früher klar, dass an Segeln in olympischen Klassen am Montag nicht zu denken ist. Stundenlang warteten die Aktiven im Hafen und mussten eine Verschiebung nach der anderen hinnehmen, ehe sie der Reihe nach unverrichteter Dinge in den Abend entlassen wurden.

Die Veranstalter haben dann nach dem stürmischen Tag am Abend noch versucht, ein Medal Race der besten Zehn in der Starbootklasse durchzuführen und die Boote auch aufs Wasser geholt, allerdings wurde das Rennen dann noch vor dem Start abgebrochen. Das Medal Race in der Tornado-Klasse entfiel ebenfalls.

Bei den Tornados zählt das Ergebnis nach acht Wettfahrten, die Doppel-Olympiasieger Roman Hagara/Hans Peter Steinacher wurden enttäuschende 20. und verpassten einen Olympia-Quotenplatz, Thomas Zajac/Thomas Czaika landeten auf Position 30. Das Starboot-Duo Hans Spitzauer/Christian Nehammer reiste nach neun Wettfahrten mit Platz 24 nach Hause und muss ebenfalls bei der WM 2008 auf ein Nationenticket für die Sommerspiele hoffen. In beiden Klassen wurden vor der Atlantikküste nur je elf Startplätze vergeben.

"Die Wettfahrten, die wir bis jetzt gesegelt sind, wären normalerweise abgebrochen worden, weil sie irregulär sind. Das ist natürlich bitter, wenn so etwas in der Qualifikation passiert. Noch dazu segeln wir in vier Gruppen, da bleibt die Fairness auf der Strecke", sagte 49er-Segler Christoph Sieber. Zum Segelrevier vor der Atlantikküste meinte der Surf-Olympiasieger von 2000: "So wie hier habe ich es noch nie erlebt." Starkwind-Tage sind für diese Jahreszeit keine Seltenheit vor Cascais/Estoril, allerdings hält diese Periode normalerweise nicht so lange an. "Für die österreichischen Segler ist das mit so viel Wind auch eindeutig nicht das richtige Revier", sagte Finn-Segler Florian Raudaschl.

Zusätzliches Problem für die Veranstalter ist, dass für neun Bootsklassen (elf Entscheidungen, dazu in vielen Klassen mehrere Gruppen und Flotten) nur fünf Kurse vorgesehen sind, und damit der Zeitplan keinen Spielraum lässt. In der 49er-Klasse beispielsweise gibt es Teilnehmer, die bereits sieben Wettfahrten absolviert haben, andere haben erst vier auf dem Konto. Trotzdem bricht Nico Delle-Karth, Steuermann des allerdings auch bei Starkwind exzellent segelnden ÖSV-49ers, eine Lanze für die WM aller Klassen an einem Ort. "Ich bin ein Fan davon, hier treffen wir unsere Freunde von den anderen Klassen, die sieht man sonst ja eh nie."

Tornado-Doppel-Olympiasieger Roman Hagara hat es hingegen lieber, wenn weniger Betrieb am Wasser herrscht und auch keine Wettfahrten gestrichen werden müssen. (APA)