Die Kandidatur von Außenminister Abdullah Gül von der religiös-konservativen Regierungspartei AKP (Gerechtigkeit- und Entwicklungspartei) für das höchste Staatsamt hatte die Türkei im Mai in eine tiefe Krise gestürzt. Das Militär, das sich als Hüter der säkularen Staatsverfassung versteht, drohte mit einem Eingreifen, wurde dafür aber von der EU scharf kritisiert. Erdogan setzte daraufhin vorgezogene Wahlen für den 22. Juli an. In der Türkei bestimmt das Parlament den Staatschef.
Türkei
Opposition akzeptiert Kompromiss bei Präsidentenwahl
Trotz voraussichtlich großer AKP-Mehrheit im Parlament kein Alleingang der Regierungspartei wahrscheinlich
Istanbul - Die türkische Oppositionspartei CHP hat
den Vorschlag eines Kompromisskandidaten für die Präsidentenwahl
akzeptiert. Das Angebot von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan
sei eine positive Entwicklung, sagte der Chef der Republikanischen
Volkspartei, Deniz Baykal, in einem am Dienstag veröffentlichten
Interview. "Wir sollten einen Kandidaten finden, der von der Politik,
der Gesellschaft und der Armee unterstützt werden kann." Dafür sei am
ehesten jemand geeignet, "der für einige Zeit nicht in der Politik
war".
In Umfragen zeichnet sich erneut eine große Mehrheit für die AKP
ab, die ihre Wurzeln im radikalen Islam hat. Die Mehrheit dürfte aber
nicht groß genug sein, um den Nachfolger von Präsident Ahmet Necdet
Sezer ohne die Stimmen der Opposition zu wählen. (APA/Reuters)