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Hannelore Krause mit ihrem Sohn Sinan in einer Video-Botschaft im Februar 2007.

Foto: AP Photo/IntelCenter
Berlin - Eine der beiden seit Februar im Irak entführten deutschen Geiseln ist frei: Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte am Mittwoch in Berlin die Freilassung der 61-jährigen Hannelore Krause. Ihr 20-jähriger Sohn Sinan sei weiterhin in Geiselhaft. Die beiden waren am 6. Februar aus ihrem Wohnhaus in Bagdad entführt worden. Von dem ebenfalls im Irak entführten Oberösterreicher Bert Nussbaumer gibt es laut Wiener Außenministerium hingegen weiter "kein gesichertes Lebenszeichen".

Zwei Ultimaten verstrichen

Die Entführer der Familie Krause hatten den Abzug der deutschen Bundeswehr aus Afghanistan gefordert und mit dem Tod der Geiseln gedroht, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Sie ließen allerdings zwei Ultimaten verstreichen. Der Ehemann von Frau Krause und die junge Frau ihres Sohnes hatten im Irak an die Entführer appelliert, die Entführten freizulassen. Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hatte sich im März via Fernsehen an die Kidnapper gewandt, eine bisher unbekannte Gruppe namens "Pfeile der Rechtschaffenheit".

Steinmeier sagte, Frau Krause befinde sich schon seit Dienstag in Freiheit und sei in der Obhut der deutschen Botschaft in Bagdad. Er könne zu den Hintergründen der Freilassung keine Angaben machen, sagte der SPD-Minister und bat darum, "von Spekulationen Abstand zu nehmen". Es bleibe "die drängende Ungewissheit" über das Schicksal des Sohnes. Man werde alles dafür tun, seine Freilassung zu erreichen.

Schweigen über Lösegeldzahlungen

Ein Krisenstab des Auswärtigen Amtes bemüht sich seit Februar hinter verschlossenen Türen um die Freilassung der mit einem Iraker verheirateten Deutschen und ihres Sohnes. Wie in anderen Entführungsfällen wurden keine Einzelheiten der Bemühungen bekannt. Vor allem zu Fragen nach möglichen Lösegeldzahlungen gibt die Bundesregierung grundsätzlich keinen Auskunft.

In einem bewegenden Hilferuf hatten sich Mutter und Sohn im März an die Öffentlichkeit wenden können. "Diese Leute wollen meinen Sohn vor meinen Augen umbringen und hinterher mich", sagte Hannelore Krause in einem von arabischen Sendern ausgestrahlten Video. An die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel richtete sie die Worte: "Ich habe niemanden der mir helfen kann - nur noch Sie!" Krause fügte hinzu: "Wir sind doch auch Deutsche". Im Hintergrund des Bildes waren drei maskierte und bewaffnete Männer zu sehen, von denen einer die Forderungen der Entführer vorlas.

Kein Lebenszeichen von entführtem Österreicher

Während Krause, die früher für den österreichischen Handelsdelegierten in Bagdad arbeitete, freikam, gibt es von dem entführten Oberösterreicher Bert Nussbaumer weiter "kein gesichertes Lebenszeichen". Das sagte Georg Schnetzer, Sprecher des österreichischen Außenministeriums, am Mittwoch auf Anfrage der APA. "Wir gehen aber natürlich davon aus, dass er noch lebt", erklärte er. Der Krisenstab habe bisher "keinerlei Kontakt zu den Entführern" gehabt. Man sei allen Hinweisen, auch hinsichtlich eines möglichen Verbleibs im Iran, wie das Nachrichtenmagazin "profil" Ende Juni mutmaßte, nachgegangen.

Die Chancen Nussbaumers - zum Zeitpunkt seiner Entführung Mitte November 2006 für ein privates US-Sicherheitsunternehmens in Basra tätig - stehen laut von "profil" nicht näher bezeichneten Irak-Experten "sehr schlecht". Im Außenministerium relativiert man dies: "Es ist bekannt, dass die Sicherheitslage schlecht ist." Auch die "Informationslage in der Region" müsse "berücksichtigt werden", so Schnetzer. "Trotzdem glauben wir, dass die Geiseln am Leben sind; wir haben bisher nichts Gegenteiliges erfahren."

Experten des Innen-, Außen- und Verteidigungsministeriums stünden zudem in "regelmäßigem Kontakt mit den Betreuern der Angehörigen der (vier) amerikanischen Geiseln". Diese ermitteln privat in der Region, um die entführten Männer zu finden. Auch aus dieser Quelle sei kein gesicherter Hinweis eingegangen. Das einzige Lebenszeichen bis dato war eine im April 2007 aufgetauchte Liste mit Geiselnamen, auf der auch Nussbaumer stand. In Neukirchen bei Altmünster zittern Familie und Freunde seit mittlerweile acht Monaten um das Leben des 26-Jährigen.

Die Entführungen von Krause und Nussbaumer stehen laut Außenministerium "in keinerlei Verbindung" zueinander. Es habe jedoch "ständigen Kontakt mit dem Krisenzentrum in Berlin gegeben und Wien sei "frühzeitig" von Berlin informiert worden. (APA/AP)