Die utopische Vorstellung vom Teppichverleger am Mond aus Yutaka Sones Serie "Artificial Lawn Performance" (2004).

Foto: L'Espace Louis Vuitton
Über ihr Reisegepäck haben sich Neil Armstrong, Michael Collins und Edwin Aldrin 1969 vermutlich die wenigsten Sorgen gemacht. Wenn aber die ersten kommerziellen Weltraumflüge möglich sein werden, könnte auch die Frage nach der stilvollsten Tasche für eine der wohl exklusivsten Reisen überhaupt relevant sein.

Vermutlich nicht nur um sicher zu gehen, dass die erste Tasche, die den Mond umkreist das seit 1896 unverwechselbare Monogrammlogo tragen wird, bekennt sich der Luxusgüterhersteller im "L'Espace Louis Vuitton" zur ewigen Faszination All. Für einen Kofferhersteller nicht wirklich ungewöhnlich, scherzte Kurator Hervé Mikaeloff: denn, sind wir ehrlich, "wohin wird die nächste Reise gehen?"

"Spaceship-Project"

"La Tentation de L'Espace" - Verlockung des Weltraums - nennt sich daher die Schau hoch über dem Pariser Flagship-Store. Dass in den Räumen, die 2005 mit einer Performance von Vanessa Beecroft eröffnet wurden, und wo etwa James Turrell, Shigeru Ban, Zaha Hadid und Designer Marc Jacobs Taschenklassikern des Hauses huldigten, keine künstlerischen Nackerpatzln ihre Träume vom Weltraumflug offenbaren, ist klar. Neben Größen wie Yves Klein sowie den Biennale-Venedig Teilnehmern Pierre Huyghe oder Yutaka Sone ist das zum Beispiel Philippe Starck. Obgleich Starck zu jenen gehört, der diese Träume auch im Rahmen Richard Bransons "Spaceship-Project" realisieren darf: Der Designer gestaltet als Kreativdirektor der jungfräulichen Galaxie-Expeditionen auch deren Raumfahrtbasis in Neu Mexiko. Für Louis Vuitton inszeniert er in "Escape Velocity" nochmal den Traum vom Fliegen und lässt Raumfahrer in figurbetonten Anzügen - schwerelos, aber mit roten Socken - durch die Unendlichkeit turnen. Wie mühevoll die Vorbereitungen der Kosmonauten einst waren, fängt die Arbeit von Jane und Louise Wilson ein, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Astronautenschmiede "Star City" bei Moskau besuchten.

Im gedämpften Licht des raumschiffartigen Röhrengeflechts begegnet man tausenden bunten Fake-Planeten (Davide Bertocchi) und visionären - mittels Film und Foto meisterlich inszenierten - Spielzeugraumschiffen (Jean Larivière), dann stößt man auf einen echten Astronauten: "Die größten Geheimnisse sind hier, hier unter unseren Füßen". In Pierre Huyghes Installation scheinen Neil Armstrongs berühmte Worte nicht nur die steten Schritte des Manga-Mädchens Annlee zu kommentieren: Nebenan verlegt ein anderer Mondfahrer am lunaren Gestein grünen Kunstrasen. (Anne Katrin Feßler/Der Standard/rondo/13/07/2007)