Madrid (Plaza Mayor) ist immer eine Reise wert...

foto: www.spain.info

durch die Stadt werden Sie vielleicht von Petra Pimminger geführt.

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Eigentlich wollte Petra Pimminger nur ein Semester im Ausland studieren, mittlerweile arbeitet sie seit zehn Jahren als Touristenführerin in Madrid. Im Frühjahr und im Herbst betreut sie Reisegruppen und Kongress-Touristen, holt sie vom Flughafen ab, organisiert das Kulturprogramm und begleitet sie zu Gala-Dinnern.

derStandard.at: Wie schaut Ihr Tagesablauf aus?
Petra Pimminger: Sehr, sehr unregelmässig. Wenn man Gruppen betreut, ist man drei, vier Tage absolut eingespannt. Ich hole die Touristen vom Flughafen ab, bringe sie zum Hauptplatz, dort gibt's dann einen kleinen Imbiss. Danach mache ich mit ihnen den Check-in im Hotel und im Anschluss daran wird ein kultureller Spaziergang unternommen. Manchmal macht man auch ganz verrückte Sachen, wie eine Fahrradtour mit einer ganzen Touristengruppe. In letzter Zeit sehr beliebt sind Ausflüge mit Segways.

derStandard.at: Wie groß sind die Gruppen?
Pimminger: Ganz verschieden, bei Kongressen sind 400 – 800 Leute zu betreuen. Wir sind dann auch dementsprechend viele Guides, die sich die Aufgaben teilen. Das lustige ist dann immer, diese großen Gruppen vom Hotel in den Autobus zu begleiten, ohne dass großes Chaos entsteht. Aber nachdem wir alle schon Erfahrungen damit haben, sind wir schon eingespielt und wissen, wie wir das am besten machen.

derStandard.at: Wie viele Stunden am Tag arbeiten Sie?
Pimminger: Wenn wirklich was los ist, komme ich auf siebzehn Stunden Arbeitszeit. Es kann sein, dass ich um sieben Uhr früh schon beim Hospitality Desk im Hotel anfangen muss und Arbeitsschluss ist dann nach dem Gala-Dinner um Mitternacht.

derStandard.at: Stimmt die Bezahlung?
Pimminger: Für das, was man arbeitet, stimmt die Bezahlung auf jeden Fall. Manchmal hätte ich gern mehr Arbeit aufs Jahr verteilt. Aber wenn man arbeitet, verdient man gut. Es gibt halt vier Monate im Jahr, wo sich nichts tut. Und da stellt sicher immer wieder die Frage, ob man die restlichen acht Monate so gut verdient, dass man es sich leisten kann vier Monate nicht zu arbeiten.

derStandard.at: Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
Pimminger: Eigentlich wollte ich bei der österreichischen Fremdenverkehrswerbung in Madrid arbeiten. Das Büro dort hat aber nur zwei Mitarbeiter, deshalb habe ich für mich wenig Chancen für eine Mitarbeit gesehen. Nachdem ich Lehramt Geschichte studiert habe, dachte ich mir, dass ich auf diesem Weg mein geschichtliches und kulturelles Wissen Interessierten vermitteln könnte. So bin ich schön langsam in diese Branche reingekommen und mittlerweile arbeite ich für circa fünfzig Reisebüros.

derStandard.at: Was ist das Interessante an Ihrer Arbeit?
Pimminger: In zehn Jahren hab ich noch immer nicht genug von den Leuten. Ich kann noch so grantig oder müde sein, sobald ich bei den Leuten bin, bin ich zufrieden. Es gibt wenig Berufe, bei denen man so direkt und sofort die Bestätigung bekommt, dass sie sich freuen, dass du ihnen hilfst und auch dass du für sie alles organisiert hast. Neben dem kulturellen Angebot, gehört auch organisieren und lösen von kleinen oder größeren Problemen zu meinen Aufgaben.

derStandard.at: Was ist das Schwierigste an Ihrer Tätigkeit?
Pimminger: Das Schwierigste ist oft doch, geduldig zu sein, weil die Gäste mit 7000 Sachen zu dir kommen und da ist es schon oft schwierig, dass man die Geduld und Wohlerzogenheit beibehält.

derStandard.at: Welche Qualitäten muss man für diesen Beruf unbedingt mitbringen?
Pimminger: Geduld und Menschenkenntnis. Man muss mit Leuten gut umgehen können.

derStandard.at: Haben Sie eine spezielle Ausbildung für diese Tätigkeit?
Pimminger: Ein Geschichte-Studium ist dafür ziemlich zielführend. Man kann dann noch Spezialprüfungen machen um offizieller Stadtführer in Madrid zu werden, die hab ich erst zur Hälfte. Als offizieller Stadtführer darf man dann auch Führungen in Museen machen.

derStandard.at: Wo verbringen Sie Ihren Urlaub? Pimminger: Ein paar Tage in Spanien am Meer und dann in Österreich um meine Familie und Freunde zu besuchen. (ost, derStandard.at 15.07.2007)