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Der Medienunternehmer Rupert Murdoch hat einen guten Blick für Geschäfte. Die von ihm kontrollierte Kontaktbörse MySpace ist für ihn wohl weniger ein Freundschaftsdienst als eine Onlineplattform, mit der sich Geld verdienen lässt.

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"Think global, act local", diese viel zitierte Business(binsen)weisheit hat die Online-Kontaktbörse MySpace offenbar beherzigt. Denn obwohl die soziale Netzwerk- seite sich erst vor zwölf Monaten in Europa mit lokalen Angeboten in Spanien, Frankreich und Deutschland so richtig ins Marktgeschehen geworfen hat, gilt sie hier mittlerweile als die Nummer eins ihres Genres.

Der Mitbewerb

Internetmarktforscher Nielsen/Netranking zufolge liegt MySpace in den genannten Ländern bei den Nutzerzahlen mit zehn bis 15 Prozentpunkten vor Facebook, das vor allem im Uni-Bereich beliebt ist. 2,5 Milliarden Mal steuerten europäische Kinder und Teenager - die die breite Masse der Nutzer ausmachen - im Mai MySpace-Seiten an (aktuellere Zahlen liegen nicht vor).

"Wir wollten nicht einfach das amerikanische Modell importieren, sondern mit Leuten vor Ort die Plattform an die lokalen Gegebenheiten anpassen", zitiert dazu BusinessWeek Travis Katz, einen der verantwortlichen MySpace-Manager für die internationale Expansion.

Innovationen für Europa

Einige der Innovationen für das europäische Publikum, die seit Juli 2005 zum Imperium des australisch-amerikanischen Medienunternehmers Rupert Murdoch gehört, haben sich mittlerweile als so populär erwiesen, dass überlegt wird, sie auch in den USA anzubieten. Etwa das "Boudoir" auf der französischen MySpace-Site. Designer, Modejournalisten und Mitglieder plaudern hier über die neuesten Lifestyle- und Modetrends.

Ein anderes Beispiel "WhoGotSkillz", eine Online Street Dance Community bei MySpace Deutschland, wo Neuigkeiten aus der HipHop-Musikszene ausgetauscht werden.

Große Regisseure in spe

Oder der Online-Videowettbewerb MyMovie Mashup für große Regisseure in spe, der auf der britischen MySpace-Ausgabe angeboten wird. Der Gewinner soll zwei Millionen Dollar erhalten, mit denen er dann einmal einen richtig "großen" Film drehen kann.

Auch sonst unternimmt die Kontaktbörse, die nach eigenen, ungeprüften Angaben weltweit 160 Millionen Mitglieder hat, einiges, um sich gegen die erstarkende Konkurrenz von Facebook, Bepo oder Ringo zu behaupten. Vor Kurzem wurde beispielsweise MySpace TV in 15 Ländern und sieben Sprachen gestartet, wo außer Filmen von Nutzern auch legale Videos von Fernsehsendungen zu sehen sind. Die Community-Website steuert damit ostentativ in das Gewässer des im Vorjahr von Google übernommenen Videodiensts Youtube.

"Soziale Netzwerke"

Auch wenn MySpace (und vergleichbare Plattformen) vordergründig "soziale Netzwerke" betreibt, geht es dabei vor allem natürlich ums Geldverdienen mittels Onlinewerbung. In den USA sollen bereits 80 Prozent der Fortune-500-Unternehmen auf MySpace werben. Marktforscher eMarketer prognostiziert, dass die Ausgaben für Onlinewerbung auf sozialen Netzwerkseiten von 450 Mio. Dollar im Vorjahr auf 4,3 Mrd. Dollar (3,1 Mrd. Euro) bis zum Jahr 2011 steigen werden.(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 12.7.2007)