London - Die "Spionage-Affäre" zwischen den beiden WM-Rivalen McLaren-Mercedes und Ferrari beschäftigt weiterhin die Formel 1-Szene. Wie der Automobil-Verband FIA am Donnerstag bekannt gab, muss sich der britisch-deutsche Rennstall am 26. Juli vor dem World Council in Paris verantworten. Dabei gehe es um einen möglichen Verstoß gegen den Artikel 151c des Internationalen Sport-Codes. Auch Vertreter des ebenfalls in den Fall verwickelten Rivalen Ferrari sind geladen.

Geklärt werden soll, wie und ob sich McLaren-Mercedes durch den möglicherweise "unautorisierten Besitz" von Ferrari-Dokumenten mit vertraulichem Inhalt in dem Zeitraum von März bis Juli einen Nutzen verschaffen konnte. Die FIA hatte nach Bekanntwerden der Causa eine entsprechende Untersuchung eingeleitet, die Anhörung ist nun der nächste Schritt. Mögliche Sanktionen gegen McLaren-Mercedes wurden vorerst nicht genannt.

Der ehemalige McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan soll das 780 Seiten umfassende Dossier unter anderem mit Zeichnungen und Daten zum neuen Ferrari von Ex-Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney erhalten haben. Coughlan und Ferrari einigten sich am Mittwoch noch vor der ersten Anhörung vor dem High Court in London außergerichtlich. Die Scuderia schloss dennoch weitere rechtliche Schritte gegen Coughlan und dessen Ehefrau Trudy, die die Unterlagen zu einem Copy-Shop nahe der McLaren-Firmenzentrale im englischen Woking gebracht hatte, nicht aus.

Die FIA will prüfen, ob die Informationen Daten enthalten, die benutzt wurden, einen Ferrari-Boliden für die diesjährige Saison zu designen und zu testen. Experten halten es jedoch für nahezu ausgeschlossen, dass sich McLaren-Mercedes in der Kürze der Zeit und angesichts der Komplexität eines Rennwagens tatsächlich einen Vorteil verschafft hat.

FIA-Boss Max Mosley hatte im Gegensatz zu Formel-1-Chef Bernie Ecclestone am Wochenende in Silverstone Konsequenzen auch für die beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton (GBR/70 WM-Punkte) und Fernando Alonso (ESP/58) nicht ausgeschlossen. Die beiden Piloten führen vor dem 10. von 17 WM-Läufen am 22. Juli auf dem Nürburgring die Gesamtwertung vor den Ferrari-Fahrern Kimi Räikkönen (FIN/52) und Felipe Massa (BRA/51) an. (APA/dpa/Reuters/red)