Linz – 17 Uhr, die Hektik des Alltags hat das Linzer Einkaufszentrum Atrium City Center fest im Griff. Es gilt offensichtlich, die Distanzen zwischen Handyshop, Drogerie- und Lebensmittelmarkt möglichst rasch zu überwinden, Verschnaufpausen werden da nicht eingeplant. Wenn der Geschäftsschluss naht, regiert im Atrium die Hektik. Überall auf den 12.000 Quadratmetern? Nein. Eine kleine Gruppe trotzt dem Shopping-Wahn im urbi@orbi.

An der Optik hat sich auch im sechsten Jahr des Kircheninfocenters nichts wesentlich geändert: Leuchtendes Gelb trifft immer noch auf angenehmes "Fegefeuerrot", bequemes Mobilar lässt das urbi-Motto an der Wand "Ruhe, Begegnung, Information und Gespräch" schnell Realität werden. Rein optisch präsentiert sich das Café also heute noch so wie es der Standard am 31. Oktober 2001 zur Eröffnung beschrieben hat.

Doch abseits des Inventars hat sich viel getan, vor allem bei den Besucherzahlen. "Wir legen kontinuierlich zu. Waren es im ersten Jahr noch 3000 Besucher, fanden 2006 etwa 10.000 Besucher den Weg zu uns", freut sich urbi@orbi-Leiterin Tanja Muckenhuber. "Wir haben lange nach passenden Räumlichkeiten gesucht", erinnert sich die Soziologin. "Unser Ansatz war klar: Wir wollen im Leben der Menschen einen Sitz haben, sie im Leben abholen", sagt sie. 2001 folgte dann quasi die göttliche Fügung. Der Orden der Karmeliter eröffnete in bester Linzer Innenstadtlage das Einkaufszentrum, und so war ein Ort für die Passantenpastorale gefunden.

"Auch wenn natürlich immer ein religiöser Hintergrund da ist, wollen wir niemanden missionieren. Bei uns kann man über Gott und die Welt plaudern", beteuert Muckenhuber. Die einen wollen nur entspannen, andere ihre Sorgen los werden, und natürlich stecke man auch Kirchenkritik ein. Aber dennoch: "Wir sind sicher nicht die Trotteln für alles und jeden", stellt die urbi-Chefin klar.

In den letzten Jahren hat sich der Treffpunkt vor allem auch zum Betriebsseelsorge-Zentrum entwickelt. "Oft kommen Mitarbeiter von den umliegenden Geschäften zu uns. Wir sind die Atrium-Mama", meint die Soziologin.

Ein besonderes Augenmerk widmet man im Kirchencafé den verloren gegangenen Schäfchen. "Die, die in der Kirche verankert sind, werden über die Pfarren angesprochen. Wir versuchen jene, die draußen stehen, herein zu holen", erklärt sie. Womit sich auch die völlig offene Vorderfront des Kirchen-Infopoints erklärt: "Da fällt das Kommen, aber auch das Gehen leichter." Von den 20 Mitarbeitern betreuen zwei pro Tag das urbi@orbi. Zu den Stammgästen zählen auch die Linzer Oberhirten. "Altbischof Maximilian stellte sein jüngstes Buch bei uns vor, und sein Nachfolger Bischof Ludwig Schwarz schaue ebenfalls regelmäßig vorbei". (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 13. Juli 2007)