Am 11. Juni 2003 eröffnete Orhan Balci seinen "Anatolien Supermarkt" in den Räumen einer ehemaligen Maschinenschlosserei im Wien 3., Ecke Barmherzigengasse/Juchgasse.

Foto: derStandard.at/ Simon Graf

Balci führt sein Geschäft als Familienbetrieb, neben der großen Auswahl an türkischen und Balkan-Spezialitäten schätzen die Kunden vor allem die Vielfalt an frischem Obst und Gemüse, das der Chef täglich um fünf Uhr früh vom Großmarkt in Inzersdorf holt.

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Etwa 30 Prozent der KundInnen sind TürkInnen, 35 Prozent sind aus Ex-Jugoslawien und 35 Prozent ÖsterreicherInnen. Durch das nahe gelegene Krankenhaus Rudolfsstiftung hat Balci viel Laufkundschaft.

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Großen Wert legen Orhan Balci und seine Mitarbeiter auf den persönlichen Kontakt zu den KundInnen: "Wir sind ein kleiner Betrieb, da ist es umso wichtiger, dass die KundInnen zufrieden sind, damit sie wiederkommen."

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Bevor Balci sein eigenes Geschäft eröffnete, lebte er bereits 13 Jahre in Wien: "Ich bin 1990 mit 19 Jahren aus einem kleinen Dorf in Anatolien hierhergekommen. Dort gab es kaum Arbeit, also bin ich Verwandten, die bereits hier lebten, nachgefahren. Anfangs arbeitete ich an einem Obst- und Gemüsestand am Naschmarkt, dann zwei Jahre im Textilbereich, drei Jahre auf einer Baustelle. Es war eine harte Zeit, aber ich war froh, dass ich Arbeit hatte." 1999 startete er mit einem Partner einen kleinen türkischen Supermarkt im 14. Bezirk, 2003 folgte dann sein eigener. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Favoriten. Im Bild: Herr Balci mit 19, kurz nach seiner Ankunft in Wien.

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Derzeit hat der "Anatolien Supermarkt" fast 2000 Waren im Angebot. In den Regalen findet sich so gut wie alles, was die türkische Küche beliebt macht...

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In der Kühlvitrine gibt es eine große Auswahl an Fleisch- und Wurstwaren, frisch und abgepackt - natürlich nur von Rind, Lamm und Pute. Spezialitäten sind zum Beispiel Knoblauchwurst oder Pastirma, gewürztes Rinder-Dörrfleisch,...

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...die mit Cemen gewürzt wird, einer roten Gewürzpaste aus Bockshornklee, Kümmel, Knoblauch und Paprika.

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Rindsgulasch auf türkische Art.

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Sehr beliebt bei den KundInnen sind die verschiedenen Sorten frischer Oliven. Auch frischer Schaf- und Ziegenkäse und Trockenfrüchte von Ananas bis Papaya werden sehr gerne gekauft.

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Ajvar, der bekannte Klassiker: ein Paprika- oder Paprika-Melanzanimus, das kalt als Brotaufstrich gegessen oder zu Fleisch serviert wird - darf in keinem türkischen Supermarkt fehlen.

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Ein sehr beliebtes türkisches Erfrischungsgetränk ist Apfeltee, im Original 'Elma Chai' genannt und als Pulver oder im Tetrapack zu kaufen.

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Zu den türkischen Süßwarenspezialitäten zählt zum Beispiel Helva (Halva), das dem spanischen Turrón ähnelt: Die Grundvariante besteht aus Sesamsamen, Zucker, Honig und Pflanzenöl, zu haben aber auch mit Nüssen, Schokolade, Vanille, Pistazie,...

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...aber niemals so gut wie frisches, klebriges Baklava, aus Teig, Nüssen und Honig.

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Und aus was bitte besteht Lokum, diese bunten, mit Staubzucker überzogenen Würfel? - Das zähe Fruchtkonfekt, das schon seit Jahrhunderten in der Türkei und anderen Mittelmeerländern hergestellt wird, wurde der Legende nach von einem Sultan in Auftrag gegeben, der nach einer Süßigkeit für seine zahlreichen Frauen suchte. Konditoren mixten verschiedene süße Zutaten zusammen - und heraus kam das Lokum. Heute wird dafür Stärkemehl mit Zucker und Wasser zu einer weißen Masse gekocht und mit Nüssen, Rosenwasser, Zitronensaft und anderen Ingredienzen ergänzt.

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Eine weitere Spezialität: Tahin oder Tahini. Die cremige Paste aus gemahlenen Sesamkörnern ist eine Grundzutat des Hummus, wird aber auch als Beilage, Aufstrich oder Dip gereicht.

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Türkischen Kaffee, sagt Balci, kaufen fast nur ÖsterreicherInnen. TürkInnen trinken lieber Tee...

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...den dafür in rauen Mengen...

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...und in speziellen Kannen zubereitet. Oben kommt der Tee rein, unten das Wasser, mit dem immer wieder aufgegossen wird.

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Wer Dolmades, die gefüllten Weinblätter, liebt, der kann sich hier mit der Grundzutat mehr als reichlich eindecken.

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Das türkische Fladenbrot und Kebap gehören praktisch zur Grundausstattung.

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"Kitsch as Kitsch can": Wird das wirklich gekauft? - "Aber sicher", bestätigt Herr Balci.

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Als er herkam, hatte Balci gedacht, später wieder in die Türkei zurückzugehen, heute fährt er nur mehr ein, zwei Wochen im Jahr auf Besuch nach Hause: "Ich bin sehr froh, hier mein eigenes Geschäft und eine Familie zu haben - der Supermarkt bedeutet zwar viel Stress, aber ich bin glücklich." (isa/derStandard.at, 15.7.2007)

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