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Michael Rasmussen schüttelte die Konkurrenten auf dem Weg nach Tignes ab.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Tignes - Die Führung des Deutschen Linus Gerdemann nach dem Solosieg am Samstag in Le Grand-Bornand dauerte nur 24 Stunden, auf der zweiten Alpenetappe der Tour de France mit drei Bergwertungen der ersten Kategorie übernahm der Däne Michael Rasmussen das Kommando. Der 33-Jährige feierte auf dem 165 Kilometer langen achten Teilstück mit Bergankunft in Tignes einen bravourösen Solosieg und übernahm erstmals das Gelbe Trikot. Nach seinem dritten Tour-Etappensieg (2:47 vor dem Spanier Iban Mayo) hat der Rabobank-Profi 43 Sekunden Vorsprung auf Gerdemann. Bernhard Kohl bot zu Beginn eine starke Leistung, brach aber später völlig ein.

Winokurow verlor einiges an Zeit

Rasmussen fuhr so wie in Mülhausen 2005 und bei der Bergankunft in La Toussuire im Vorjahr mit einem wahren Husarenritt solo zum Sieg, dahinter lieferten einander die eigentlichen Tour-Favoriten einen Schlagabtausch. Der Spanier Alejandro Valverde (+3:12) landete auf Rang drei vor dem Franzosen Christophe Moreau sowie Cadel Evans (AUS/6./je 3:13). Danach folgten u.a. Denis Mentschow (RUS/3:35), Levi Leipheimer (USA/3:59), während der Kasache Alexander Winokurow, im Finale im Windschatten seines Teamkollegen Andreas Klöden, 4:29 Minuten einbüßte.

 

Rasmussen kämpfte bis ins Ziel um jede Sekunde, verzichtete dafür sogar auf das Jubeln. Er hatte es bei seiner Attacke auf das Bergtrikot, das er schon 2005 und 2006 gewonnen hatte, abgesehen, das er sich auch holte. Nun führt er sogar die Tourwertung an. "Es kommen aber noch zwei lange Zeitfahren, für die ich überhaupt nicht trainiert habe", sprach der Ex-Mountainbike-Weltmeister seine Schwäche an. "Wenn ich das Gelbe Trikot nach Paris bringen will, muss ich auf den Bergen so schnell fahren wie noch nie in meinem Leben."

Gerdemann verlor als 20. 5:05 Minuten, war aber immerhin noch Gesamt-Zweiter vor Mayo (2:30) und Valverde (2:519. Der 24-jährige Deutsche hatte nach seinem Sieg angekündigt, er würde sich auf der weiteren Tour in den Dienst seines T-Mobile-Kollegen Michael Rogers stellen, doch daraus wurde nichts. Denn der Australier war einer von mehreren Fahrern, die von Stürzen betroffen waren.

T-Mobile arg dezimiert

Rogers war in der Spitzengruppe theoretisch Führender der Tour, als er in der Abfahrt vom Cormet de Roselend (1.967 m), der ersten großen Steigung, stürzte und schließlich 30 Kilometer vor dem Ziel mit verletzter rechter Schulter weinend aufgab. So wie u.a. auch sein Landsmann Stuart O'Grady und seine Teamkollegen Patrick Sinkewitz (Kollision mit Zuschauer) und Mark Cavendish (Ausstieg war geplant), womit Bernhard Eisels T-Mobile-Rennstall an einem Tag drei starke Fahrer verlor.

Kurzes virtuelles Vergnügen für Kohl

Bernhard Kohl lieferte über den Cormet de Roselend ein tolles Rennen. Der Tour-Debütant attackierte im Anstieg zur ersten großen Bergwertung aus der Spitzengruppe, kletterte 10 Kilometer solo an der Spitze, ehe er von den Verfolgern eingeholt wurde. Kohl passierte die Bergwertung als Zweiter hinter Rasmussen und fuhr nach dem Sturz von Rogers in der Abfahrt für kurze Zeit sogar virtuell im Gelben Trikot. Denn da lag Rogers kurzfristig mehr als eine halbe Minute zurück und das Feld war mehr als 4:31 Minuten (Kohls Rückstand auf Gerdemann) distanziert.

Bald nach Beginn des zweiten Anstiegs, dem Montee d'Hauteville, attackierte Rasmussen, Rogers (er hatte wieder aufgeschlossen) und Kohl fielen zurück. Als im 18 Kilometer langen Schlussanstieg nach Tignes (2.068 m) die Mitfavoriten das Tempo verschärften, war Kohl mit seinen Kräften bereits am Ende. Der Niederösterreicher, der im Vorjahr Gesamt-Dritter der Tour-Generalprobe (Dauphine Libere) gewesen war, quälte sich ins Ziel. Mehr als 24 Minuten Rückstand waren der Preis für die Angriffslust.

McEwen, Herve und Napolitano out

Der Australier Robbie McEwen, Gewinner des ersten Abschnitts, der Italiener Danilo Napolitano und der Franzose Cedric Herve sind nach der Etappe wegen Zeitüberschreitung aus der Wertung genommen worden. Das Trio ist mit über einer Stunde Verspätung im Ziel angelangt und hat die Karenzzeit von zwölf Prozent der Siegerzeit (40:34 Minuten Rückstand) klar überschritten. (APA/red)

8. Etappe (Le Grand-Bornand - Tigens, 165 km):

1. Michael Rasmussen (DEN) Rabobank 4:49:40 Stunden - 2. Iban Mayo (ESP) Saunier Duval 2:47 zurück - 3. Alejandro Valverde (ESP) Caisse D'Epargne 3:12 - 4. Christophe Moreau (FRA) AG2R - 5. Frank Schleck (LUX) CSC - 6. Cadel Evans (AUS) Predictor-Lotto - 7. Andrej Kascheschkin (KAZ) Astana alle gleiche Zeit - 8. Alberto Contador (ESP) Discovery Channel 3:31 - 9. Denis Mentschow (RUS) Rabobank 3:35 - 10. Carlos Sastre (ESP) CSC 3:35. Weiter: 18. Andreas Klöden (GER) Astana 4:29 - 19. Alexander Winokurow (KAZ) Astana 4:29 - 20. Linus Gerdemann (GER) T-Mobile Team 5:05. weiters: 74. Bernhard Kohl (AUT) Gerolsteiner 24:18 - 150. Peter Wrolich (AUT) Gerolsteiner 39:07 - 162. Bernhard Eisel (AUT) T-Mobile Team 39:07