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Er gleicht selbst einem Juwel, auch wenn er nach neuesten Erkenntnissen doch keine kosmische Diamantenmine sein dürfte: der Planet Uranus.

Foto: AP Photo/NASA
Amsterdam - Zur Jahrtausendwende hatten Meldungen aus den USA die Runde gemacht, wonach es auf Uranus und Neptun Diamanten nur so "regnen" könnte. Der Hintergrund: An der Universität von Berkeley hatten Forscher die Umweltbedingungen auf den beiden äußersten Planeten unseres Sonnensystems im Experiment nachgestellt. Dabei hatte sie vor allem interessiert, was mit dem auf Uranus und Neptun reichlich vorhandenen Methan geschieht, wenn es extremem Druck und hohen Temperaturen, wie sie im Inneren der großen Planeten herrschen, ausgesetzt ist. Als sie für ihr Experiment flüssiges Methan entsprechendem Druck und laserinduzierter Hitze aussetzten, formte der im Methan enthaltene Kohlenstoff feinsten Diamantenstaub aus. Die schlagzeilenträchtige Schlussfolgerung: auf den beiden Planeten könnte es Diamanten hageln.

... dem widersprechen nun aktuelle Forschungsergebnisse aus den Niederlanden, wie der "New Scientist" berichtet. Luca Ghiringhelli von der Universität Amsterdam und Daan Frenkel vom Institute for Atomic and Molecular Physics (FOM) berechneten in Computersimulationen Vorkommen und Kristallisationsrate von Kohlenstoff unter den gegebenen planetaren Bedingungen. Ihr Ergebnis: Entgegen früherer Erwartungen sei auf Uranus und Neptun einfach nicht genügend Kohlenstoff vorhanden. Die Kristallisation laufe daher extrem langsam ab - wenn es überhaupt zur Diamantenbildung komme, dann heißt es für kosmische Schürfer in spe noch Geduld haben: der Prozess würde länger dauern, als das Universum bislang existiert.

Wo die wahren Fundstätten liegen könnten

Wenn man tatsächlich fündig werden will, muss man sich auf kohlenstoffreicheren Planeten - solche mit einem Gehalt von etwa 15 statt nur 1 bis 2 Prozent Kohlenstoff - umsehen. Die Niederländer verweisen aber noch auf eine weitere potenzielle Quelle: Sonnen nämlich, genauer gesagt manche Weiße Zwerge. In deren Kern würde der Kohlenstoff zunächst in flüssiger Form vorkommen, bei fortschreitender Abkühlung müsste er jedoch auskristallisieren - und Klunker von wahrhaft imposanter Größe hervorbringen.

Als Beispiel nennt Frenkel den Weißen Zwerg BPM 37093, der sich in etwa 50 Lichtjahren Entfernung im Sternbild des Zentauren befindet. Messungen seiner Pulsationsrate führten Astronomen zur Vermutung, dass sich in seinem Kern ein gigantischer Kristall befindet. Ob dieses mondgroße Gebilde aus Kohlenstoff oder doch eher aus festem Sauerstoff besteht, ist aber noch nicht geklärt. Anhänger der Kohlenstoff-Hypothese haben dem Stern jedenfalls den Spitznamen "Lucy" verpasst - zu ergänzen: in the sky with diamonds . (red)