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Der japanische Spielehersteller Nintendo kann derzeit aufatmen und erhält im "Kampf der Konsolen" immer mehr Unterstützung. In der Vergangenheit (mit Ausnahme des GameBoy) hatte Nintendo ein großes Problem: man war auf sich alleine gestellt, was die Spiele-Entwicklung und das Vorantreiben der Konsolen betraf - der GameCube wurde nicht sehr breit unterstützt. Doch nun sieht die Spiele-Welt schon wieder ganz anders aus.

Momentum auf der Seite Nintendos

Nun steht das Momentum klar auf der Seite Nintendos und nun hat der japanische Hersteller auch die Entwicklerstudios und Publisher auf seiner Seite. EA, der größte Publisher der Welt und Ubisoft, der größte Publisher Europas seien hier nur stellvertretend erwähnt. Personal und Ressourcen werden bei den Entwicklern derzeit eindeutig von Xbox und PlayStation-Projekten hin zu Wii- und DS-Entwicklungen verschoben, meldet die New York Times.

Ein enorm wichtiger Schritt

Der Wechsel der Entwickler und Provider stellt einen wichtigen Einschnitt dar, denn nur eine Plattform mit ansprechenden Titeln wird auch auf lange Sicht gute Erträge bringen und daher dann auch weiter für die Entwickler interessant bleiben.

Wachsende Nachfrage

Jon Goldman, Vorsitzender von Foundation 9 Entertainment, einem unabhängigen Spiele-Entwickler, meinte gegenüber der New York Times, dass es derzeit einen wachsenden Bedarf und eine steigende Nachfrage an Wii-Titeln gibt. "Die Publisher sagen derzeit: Statt 15 Millionen Dollar in einen PlayStation 3-Titel zu investiere, bring mir lieber fünf oder sechs Wii-Kracher." Die Zeiten haben sich innerhalb weniger Monate geändert, so Goldman: "Wir hatten kürzlich ein Meeting mit einem Publisher, der unbedingt Wii-Spiele wollte. Vor drei, vier Monaten verlor er kein einziges Wort über die Konsole."

Eine Periode der Unsicherheit

Das große Wii-Interesse, auch Activision hatte auf der E3 ein verstärktes Engagement für Nintendo angekündigt, folgt auf eine Periode der Unsicherheit in der Spiele-Branche. Sowohl die Entwickler wie auch die Publisher sehen nun im zuerst immer als riesiges Minus bezeichneten fehlen von High-Tech und der unorthodoxen Bedienung der Konsole das große Plus.

Großer Druck

Nintendo war aufgrund der Erfahrungen mit dem GameCube ein wenig geliebter Partner der Publisher, zudem lieferte Nintendo selbst meist die härtesten Konkurrenten im Kampf um gute Titel und zeigte sich wenig kooperativ wenn es um PR- oder Marketing-Agenden ging.

Wii-Status wird gehoben

Die Hinwendung zu Nintendo bedeutet allerdings nicht automatisch eine Aufgabe oder ein Desinteresse an der Xbox von Microsoft oder Sonys PlayStation, sondern vielmehr einen Statuszuwachs für Nintendo. Die aktuellen Konsolen sind laut Schätzungen von Analysten zumindest für ein "Marktleben" von mehr als fünf Jahren ausgelegt, weswegen es auch derzeit keinerlei Prognosen über Sieger und Verlierer geben kann. Klar ist nur, dass Nintendo wieder zahlreiche Entwickler und Publisher auf seine Seite bringen konnte und Multi-Plattform damit nicht mehr nur PC, PlayStation und Xbox meint, sondern auch eine Version für Wii und DS.

Playstation 3 und Wii

Auf der diesjährigen E3 zeigte sich der Wechsel hin zur Wii ganz klar. "Die Weichen wurden auf der E3 gestellt und im Laufe des Jahres werden wir noch mehr davon sehen", so John Davison, Chefredakteur von 1UP Network. Aus seiner Sicht haben die Entwicklerstudios wesentlich weniger Interesse an der PlayStation 3 gezeigt, aber "darüber wird man offiziell natürlich nichts hören."

Verkaufszahlen

Seit dem Erstverkaufstag hat sich die Wii besser verkauft als seine Konkurrenten. Ein klares Argument für die KundInnen war dabei der Preis der Konsole. Während sich die Publisher für die wachsende Zahl der Wii-SpielerInnen interessieren, haben die Entwickler vor allem daran Gefallen gefunden, Spiele wesentlich schneller und billiger als für den Mitbewerb produzieren zu können.

Die Entwicklungskosten

Colin Sebastian, ein Analyst mit dem Spezialgebiet Videospiele, meint gegenüber der NYTimes, dass die Entwicklung eines Wii-Titels etwa 5 Millionen Dollar kosten würde, ein Xbox 360 oder PlayStation 3-Titel würde zwischen zehn und 20 Millionen Dollar kosten. Somit müsste ein Entwickler 300.000 Spiele für den Wii, aber das Doppelte für die Konkurrenzsysteme verkaufen um kostendeckend zu arbeiten.

Zeitfrage

Auch der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle: ein Wii-Titel lässt sich laut Kelly Flock von THQ in weniger als 12 Monaten erstellen, für Xbox und PlayStation benötige man zwei bis drei Jahre. Auch die Personalkosten seien wesentlich niedriger - ein Team von maximal 25 Leuten reiche für einen Wii-Titel aus, für die anderen Plattformen benötigt man hingegen mindestens die doppelte Anzahl an EntwicklerInnen. "Die Wii ist ein Gottesgeschenk", so Flock, "Wir erwarten sehnsüchtig und suchen heftigst nach neuen Wii-Spielen."

Portfolio

Ende des Sommers soll die Wii 100 neue Spiele bekommen - zusätzlich zu den bereits rund 60 verfügbaren Titeln. Sony hält bei rund 120 Titeln, Microsoft will bis zur Weihnachtszeit auf rund 300 Titeln sein. Von Seiten Microsofts gab es keine Stellungnahme zur New York Times. Peter Dille, Senior Vice President von Sony meinte hingegen: "Es ist bis zu einem gewissen Punkt richtig, dass sich Wii-Spiele billiger herstellen lassen, als PS3-Titel. Aber wir glauben, dass es unser Job ist Big-Budget-Games zu entwickeln." (red)