Sofia - Plamen Jurukow, Eigentümer einer Kaffeeverpackungsfabrik, ist am Wochenende zum Chef des Verbandes demokratischer Kräfte (SDS), gewählt worden. Der neue Parteichef war zuvor kein aktiver SDS-Funktionär. Der 44-jährige "Kaffeekönig" ist erst seit 2003 Parteimitglied und hatte über keinen nennenswerten Einfluss innerhalb der konservativen Partei verfügt.

Zuvor hatte die Partei eine Reihe von Wahlniederlagen hinnehmen müssen. Der bulgarischen Tageszeitung "Standart" zufolge hat Jurukow bei seinem Karrieresprung entweder vom designierten Parteiführer und früheren bulgarischen Präsidenten Petar Stojanow oder dessen ehemaligen Parteigefährten und Ex-Premier Iwan Kostow Schützenhilfe erhalten.

Jurukow wollte sich nicht über die neue starke Partei GERB des Hauptstadtbürgermeisters Bojko Borissow im Land äußern, die zur Zeit in den Umfragen vorne liegt und sich als Partei des Volkes sieht. Er deutete nur an, dass die SDS möglicherweise bei den im Herbst bevorstehenden Lokalwahlen für die Hauptstadt Sofia auch den Kandidaten einer anderen Partei unterstützen könnte. Laut Jurukow kann die gegenwärtige Regierung die nötigen Reformen im Land nicht durchführen. Vorzeitige Parlamentswahlen seien durchaus möglich.

Der 44-Jährige bestätigte, dass der Hauptgegner der konservativen SDS weiter die Sozialisten aus der regierenden BSP sein werden. Jurukow erklärte, dass der SDS die DSB von Ex-Premier Kostow politisch am nächsten stünde. Man dürfe aber nicht vergessen, so Jurukow, dass beide Parteien "eine schmerzhafte Scheidung hinter sich haben", was eine Anspielung auf die Spaltung von SDS durch Kostow ist.

Am Montag übergab Petar Stojanow offiziell die Schlüssel des Parteihauses sowie die Vollmacht über die Parteistiftung "Demokrazia" und die Parteizeitung "Demokrazia dnes" an Jurukow. Stojanow trat auch als Chef der Parlamentsgruppe zurück. Das Internet-Nachrichtenportal "vsekiden.com" zufolge soll er einen gut bezahlten Job in der Schweiz angenommen haben und planen, die bulgarische Politik zu verlassen. (APA)