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Volle Konzentration auf das Halbfinale.

Foto: Reuters/Ebenbichler

Edmonton/Wien – Ausfälle ohne Qualitätsverlust kompensieren zu können, ist eine der Stärken der U20-Auswahl von Paul Gludovatz. Im Semifinale gegen die Tschechen (in der Nacht auf Donnerstag um 1:45 Uhr MEZ, ORF 1) sind die gesperrten Michael Stanislaw und Michael Madl zu ersetzen. Daniel Gramann kommt jedenfalls statt Madl in die Mannschaft. Joker Erwin Hoffer dürfte ein solcher bleiben, Rubin Okotie wird vorerst alleine stürmen.

Für Teamarzt Richard Eggenhofer, für die erstaunliche Fitness der Truppe mitverantwortlich, wird es kaum gleichwertigen Ersatz geben. Der „ungläubige Richard“ hatte nicht mit dem Einzug ins Halbfinale gerechnet und sich für einen Nachtdienst im Krankenhaus Eisenstadt einteilen lassen. „Weil jetzt Urlaubszeit ist, kann dieser Dienst nicht anders besetzt werden“, bedauerte der 41-Jährige, der am Mittwoch, einige Stunden vor Anpfiff, nach Österreich fliegt, um rechtzeitig zum letzten WM-Auftritt der ÖFB-Auswahl am Sonntag nach Kanada zurückzukehren – zum Spiel um Platz drei (18:15/MEZ) oder gar zum großen Finale (21:15/MEZ, jeweils in Toronto).

Die Chancen, die „Jahrhundertchance“ (Gludovatz) aufs Endspiel gegen Tschechien nutzen zu können, bezifferte der Coach selbst nur mit 40:60. „Sollte es in die Verlängerung gehen, werden die Chancen noch geringer. Elfmeterschießen wird es keines geben.“ Tschechien, in der K.o.-Phase zweimal (Achtelfinale gegen Japan, Viertelfinale gegen Spanien) erst im Elferschießen aufgestiegen, verfüge nach Chile über das beste Mittelfeld aller WM-Teilnehmer, sei läuferisch stärker als seine eigene Mannschaft und körperlich in Bestzustand.

Gleich und gleicher

Die Scouts von Red Bull Salzburg – aus dem Quartett Heinz Hochhauser, Heiko Laessig, Manfred Linzmaier und Didi Emich wurden bisher alle WM-Spiele besetzt – gehen eher von einer Pari-Chance aus. „Beide haben keine herausragenden Kicker, zeigen aber, was mit einem starken Kollektiv und viel Herz möglich ist. Vielleicht haben wir in den entscheidenden Positionen die besseren Einzelspieler“, verglich Emich die beiden Mannschaften. Deshalb will Gludovatz wie schon im Viertelfinale gegen die USA die spielerische Komponente forciert sehen. „Das Spielerische wird entscheiden. Die Basis aber ist, dass wir läuferisch mithalten können.“ Auch Tschechiens Trainer Miroslav Soukup sah Parallelen zwischen seiner und Gludovatz’ Mannschaft. „Wir haben beide in der Gruppe zweimal unentschieden gespielt und im Viertelfinale einen starken Gegner ausgeschaltet.“ Beide Teams, sagte der 41-Jährige, spielten bis dato „keinen Fußball fürs Auge, aber wir sind beide im Semifinale. Wenn wir heimkommen, interessieren sowieso nur noch die Ergebnisse.“

Soukup betreut die Junioren seit 2004, im Vorjahr führte er sie zu einem 3:1 gegen Österreich bei der U19-EM in Polen. Zehn eingesetzte Spieler sind im aktuellen ÖFB-Kader zu finden, zumindest sechs werden die Gelegenheit zur Revanche erhalten. Die und der Finalsieg gegen Chile oder Argentinien, die sich in der Nacht auf Freitag duellieren, wären im Sinne von Gludovatz, denn „ich bin mit dieser Mannschaft bei der U17-EM 2003 Fünfter, bei einem Turnier in Katar 2005 Vierter und bei der U19-EM Dritter geworden. Und Zweiter will ich nicht werden.“ (APA, red; DER STANDARD Printausgabe 18. Juli 2008)