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AP Photo/Eric Risberg
Yahoo -Gründer Jerry Yang kommt im Kampf gegen Google nicht aus der Defensive. Nur einen Monat nach seinem Wechsel auf den Chefsessel des Internet-Konzerns musste der 38-Jährige am Dienstag einen Gewinnrückgang einräumen und zudem die Geschäftsprognosen erneut senken. Yang versprach zwar, in den kommenden 100 Tagen eine neue Strategie "ohne heilige Kühe" zu erarbeiten. Überzeugen konnte er die zunehmend ungeduldigen Börsianer aber nicht: Die Yahoo-Aktie fiel nachbörslich um mehr als vier Prozent.

Enormer Druck

Yang steht als neuer Yahoo-Chef unter enormen Druck: Die Unzufriedenheit der Aktionäre kostete bereits Yangs Vorgänger den Job. Der 64-Jährige Terry Semel nahm im Juni nach sechs Jahre an der Spitze des Konzerns mit 12.000 Mitarbeitern seinen Hut. Der Führungswechsel hatte Spekulationen genährt, dass sich Yahoo für einen radikaleren Umbau in Stellung bringt - etwa einen Zusammenschluss mit Rivalen wie Microsoft, Time Warners AOL oder MySpace von News Corp.

161 Millionen

Netto verdiente Yahoo in den vergangenen drei Monaten 161 Millionen Dollar und damit drei Millionen weniger als vor einem Jahr. Der Gesamtumsatz legte um acht Prozent auf 1,70 Milliarden Dollar zu. Börsianer waren von dem Geschäftsverlauf nicht überrascht, da Yahoo seine Prognosen erst kürzlich gesenkt hatte. Die Zahlen blieben in den vergangenen sechs Vierteljahren bereits fünf mal hinter den Erwartungen zurück. Der Firmenwert ist deshalb seit Anfang 2006 um rund ein Drittel geschrumpft.

Massiv an Boden verloren

Yahoo hat im lukrativen Online-Anzeigenmarkt insbesondere am Heimatmarkt gegenüber dem Hauptrivalen Google massiv an Boden verloren. Die Branchenforscher von eMarketer beziffern den US-Marktanteil von Google in diesem Jahr auf gut 27 Prozent, während Yahoo auf 16 Prozent zurückfallen werde. Auch Internet-Kontaktseiten wie MySpace von Murdochs News Corp machen Yahoo dabei zunehmend zu schaffen. Google wird am Donnerstag seinen Geschäftsbericht vorlegen - der Weltmarktführer bei Online-Werbung wächst nach Ansicht von Branchenexperten mindestens vier mal so schnell wie Yahoo.

Drei Prioritäten

Yahoo hat den Worten Yangs zufolge derzeit drei Prioritäten: Werbenden die Interessen von Yahoo-Kunden näherbringen, eine offenere Technologie-Plattform sowie neue Partnerschaften wie etwa der Vertrag mit eBay aus dem vergangenen Jahr. Branchenexperte Jordan Rohan von RBC Capital Markets fühlte sich angesichts der Versprechungen von Yang aber an die Probleme des US-Militärs im Irak erinnert. Der Firmengründer und die neue Firmenpräsidentin Susan Decker hätten sich offenbar auf einen langfristigen, aber langsamen Wachstumskurs geeinigt. Dieser Einschätzung entsprach auch das neue Ziel für den bereinigten Umsatz 2007. Diese liegt mit 4,89 bis 5,19 Milliarden Dollar etwa drei Prozent unter der bislang angepeilten Spanne.

Nicht zufrieden

Börsianer geben sich mit einem langsamen Wachstum jedoch nicht zufrieden und wollen nach dem Management-Wechsel im vergangenen Monat schnelle Erfolge sehen. Sie fordern massive Stellenstreichungen, einen Fokus auf das Mediengeschäft, die Auslagerung von Suchfunktionen an Google oder Microsoft und einen Zusammenschluss mit einem anderen Branchenriesen.(Reuters)