Der vielleicht schönste Gastgarten zwischen Wien und Bratislava.

Foto: Gerhard Wasserbauer

David Gansterers Essen macht auch Spaß.
Fotos: Gerhard Wasserbauer

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David Gansterer wollte ursprünglich Pianist werden, zuletzt studierte er Philosophie in Wien. Weil der alteingesessene Hainburger Gasthof "Zum Goldenen Anker" seiner Mutter gehört, machte er dazwischen auch ein paar "Stages" in Edelküchen zwischen Wien und Paris – aber "keine Lehre im klassischen Sinn", wie er anmerkt. Seit ein paar Monaten gibt der junge Autodidakt nun schon den Küchenchef im "Anker" – an Ehrgeiz fehlt es ihm jedenfalls nicht: "Ich stelle mich sicher nicht hier rein, um halbspannende Ausflugsküche zu machen", erklärt der gerade einmal 24-Jährige forsch, "der Platz hat Potenzial, das auch bald eingelöst wird. Schließlich sitzen wir hier zwischen zwei Hauptstädten."

Hainburger Brücke, Donau und Abendsonne

Die haben zwar noch immer keine ordentliche Verkehrsverbindung (und wenn es soweit ist, wird sie an Hainburg vorbeidüsen), der Gastgarten ist aber für sich allein die Reise wert: Unmittelbar an der Donau gelegen spannt sich links in der Ferne die Hainburger Brücke über Strom und Stopfenreuther Au, rechts windet die Donau sich mit anmutigem Schwung um die Hundsheimer Berge Richtung Slowakei – und in der Mitte geht im Idealfall gerade die Abendsonne unter. Zwar müssen die Kellner jedes Glas Wein über die Gasse und unter dem Damm der Ostbahn durchbalancieren, weshalb es bei Vollauslastung auch länger dauern kann – so what! Man schaut den Lastkähnen nach und tagträumt sich eine Fahrt in die Tiefen des Balkans.

Was aus der Küche kommt, macht ausnahmslos Freude: kluge, niemals aufgezwirbelte Gerichte mit Bezug zu Strom und Auwald, spannungsvoll zwischen klassischer Wirtshauskost und der Ambition des Kochs oszillierend. Dass der Mann hier viel vor hat, merkt man schon an der Frittatensuppe, die zum hochverdichteten Elixir gerät, aufwändig geklärt, mit ordentlich Liebstöckel gewürzt, von ganz außerordentlicher Kraft. Fein und ordentlich papriziert kommt die Fischsuppe vom Karpfen zu Tisch, mit geröstetem Weißbrot und extrem frischem Rogen und Milchner als Einlage, danke. Das Karpfenfilet ist exakt gebraten und nicht geschröpft, weshalb es zwar Gräten gibt, dafür aber besonders saftiges, zartes Fleisch – und von Grundeln keine Spur . Fantastisch auch die Rehkrusteln: würzig geschmorte Schulter, ausgelöst und im eigenen Saft geliert, dann wie ein Kalbskopf paniert und auf exzellenten Eierschwammerln und Fisolen serviert – große Klasse. Die Nachspeisen sieht Gansterer als "Schwachstelle", bei duftig leichten Topfenknödeln mit Marillenröster merkt man davon aber ebenso wenig wie beim selbst gezogenen Apfelstrudel. Schön ist Sommer daheim. (Severin Corti/Der Standard/rondo/20/07/2007)