Wien - Für Frauenministerin Doris Bures stellt die ungerechte Verteilung der Einkommen die "frauenpolitisch größte Herausforderung der nächsten Jahre" dar. Anlässlich des aktuellen Berichts der EU-Kommission zur Lohnschere betonte sie, dass dies ein "gemeinsames Projekt" werden müsse: "Die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen am Wirtschaftsleben sichert nicht nur ihre eigene Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt."

Als zentrales Anliegen nannte Bures den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und erinnerte an die bei der Regierungsklausur beschlossene jährliche Anschubfinanzierung des Bundes in der Höhe von 20 Millionen Euro.

Als "ausgezeichnete Argumentationshilfe für die Verhandlungen mit den Ländern" sieht Bures auch den aktuellen OECD-Länderbericht, in dem es heißt: "In Österreich bleiben Mütter von Kleinkindern länger zu Hause als in vergleichbaren Ländern und haben weniger Anreize, in den Arbeitsprozess zurückzukehren. Dies beeinträchtigt ihr Humankapital und Einkommensniveau." Der Bericht räumt außerdem ein, dass diese zu schwache Integration von Nicht-Kerngruppen in den Arbeitsmarkt bei der Zunahme der strukturell bedingten Arbeitslosigkeit eine Rolle gespielt haben könnte.

Neben dem Ausbau der Betreuungsplätze werde auch die Flexibilisierung des Kindergeldes eine wichtiger Anreiz sein, die Berufsunterbrechungen kürzer und damit den Einkommensknick geringer zu halten, so Bures.

Zentrale Ansatzpunkte zur Verkleinerung der Einkommensschere seien auch der bereits fixierte 1.000 Euro-Mindestlohn und die gemäß Regierungsübereinkommen getroffene Sozialpartner-Einigung, Überstunden auch bei Teilzeit zu bezahlen.

Einkommenstransparenz in Betrieben

Auch die Einkommenstransparenz in den Betrieben sei laut Bures ein Gebot der Stunde: Mittlere und größere Betriebe sollten regelmäßig offen legen, wie im Unternehmen die Einkommen auf den verschiedenen hierarchischen Ebenen auf Frauen und Männer verteilt sind, selbstverständlich anonymisiert. "Es kann einiges bewirken, wenn sichtbar gemacht wird, wie die Aufteilung von Gehalt, Arbeitszeit und Weiterbildungsmaßnahmen auf Frauen und Männer tatsächlich aussieht", so Bures.

Koppelung der Wirtschaftsförderung an Frauenförderung

Weiters betonte Bures neuerlich, die Vergabekriterien von Wirtschaftsförderung für Unternehmen an innerbetriebliche Frauenförderung zu koppeln. "Das kostet keinen Cent mehr, verspricht aber große Wirkung", so Bures. Umsetzen lasse sich diese Maßnahme mit der Novelle zum Gleichbehandlungsgesetz. Bures kündigte an, mit den Sozialpartnern und dem Wirtschaftsminister einen Vorschlag zu erarbeiten. (red)