Wien - Der ÖVP-Umweltsprecher Roman Stiftner forderte ein Verbot von Quarzsand als Brems- und Anfahrhilfe für die Straßenbahnen der Wiener Linien. Die SPÖ erklärte, dass bereits nach alternativen Lösungen gesucht wird.

"Der Umstand, dass die Wiener Linien nach wie vor den als Verursacher von Feinstaub längst bekannten Quarzsand als Bremssand bei ihren Fahrzeuggarnituren einsetzen, ist durchaus als skandalös zu bezeichnen", kritisierte ÖVP-Umweltsprecher Stiftner. Dies sei umso unverständlicher, da die Stadt Wien bereits 2003 in ihrer Winterdienst-Verordnung Quarzsand als Streumittel verboten habe.

SP-Gemeinderat Franz Ekkamp verteidigte die Straßenbahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel. Das Quarzsand-Problem sei den Wiener Linien bekannt, sei aber nicht so einfach zu lösen, weil andere Sandarten andere Bremseigenschaften aufweisen. "Gibt es eine gemeinsam mit dem Hersteller dieses Bremssystems zu erarbeitende alternative Lösung, dann werden die Wiener Linien selbstverständlich diese übernehmen", so der SP-Mandatar.

Wiener Linien verteidigen Sand-Einsatz

Die Wiener Linien haben den Einsatz von Bremssand indessen verteidigt. "Ein Eisenbahnbetrieb ohne Sand ist technisch nicht möglich", hieß es in einer Aussendung der Verkehrsbetriebe.

Um eine absolut sichere Personenbeförderung zu gewährleisten, müsse jederzeit eine sichere Bremsung gewährleistet sein, betonten die Wiener Linien. Aus diesem Grund sei im Eisenbahngesetz bei allen Fahrzeugen ausnahmslos eine Ausstattung mit Sandstreueinrichtungen vorgeschrieben.

Der Sand dürfe bei Feuchtigkeit nicht verklumpen. Auch dass die Körner beim Überfahren scharfkantig bleiben und die Reibwirkung erhalten bleibt, sei wichtig. Diese Anforderungen erfülle derzeit nur Quarzsand, der weltweit bei Schienenfahrzeugen zum Einsatz komme.

ULF benutzt neue Bremstechnologie

Die Ergebnisse der Studie nehme man allerdings sehr ernst. Bei den Niederflurstraßenbahnen (ULF) der neuen Generation werden daher laut den Wiener Linien vollelektronische Einblasvorrichtungen eingebaut, die den Einsatz von Sand genau und minimal dosieren. Pro Fahrzeug lasse sich der Verbrauch damit um 40 bis 50 Prozent verringern. Auch in 150 ULF-Garnituren, die bereits im Einsatz sind, werde diese Technik eingebaut. Ab 2014 sollen zwei Drittel des Fahrzeugparks mit den Einblasvorrichtungen ausgestattet sein. (APA)