Das Diplomaten-Rausschmeißspiel wirkt kindisch, ist es aber nicht. An sich haben die Russen und Briten sich schon in den 1990ern gegenseitig ausgewiesen. Nur spielt sich der Streit rund um mutmaßliche Mörder, Spione und Oligarchen nun in einem substanziell veränderten Verhältnis zwischen dem Westen und Russland ab. Im Nachhinein kann man nicht mehr genau sagen, wann die Zeit des kalten Friedens begann. Sicher ist, dass Russland schon mit der Nato-Osterweiterung und den US-Militärbasen in Rumänien und Bulgarien zu Beginn des Jahrtausends ein echtes Problem hatte.

Es folgte der Streit um das Importverbot für polnisches Fleisch, das Gezerre um den energiepolitisch wichtigen Rahmenvertrag zwischen der EU und Russland, die Krise um den Raketenschild in Polen und Tschechien, die Missverständnisse rund um den Kosovo und nun das Aussetzen des KSE-Vertrags. Dass die USA und Europa Putins Vorschläge für eine Sicherheitsallianz ablehnten, kühlte das Klima zwischen dem Westen und Russland noch einmal merklich ab. Der Kremlchef ist wirklich verärgert, dass ihm seine Westöffnung bisher nichts brachte. Und wenn London wie zuletzt eine Änderung der russischen Verfassung fordert, wird in Moskau – auch angesichts der Tatsache, dass es eine solche in Großbritannien gar nicht gibt – zynisch gelacht, wirklich lustig findet das aber niemand.

Ende der Kälteperiode nicht abzusehen

Wie ernst ist es Russland? Solange es keine wirtschaftlichen Konsequenzen gibt, und die wird es nicht geben, weil keine Seite ein Interesse daran hat, bleibt es bei der Kälteperiode, deren Ende allerdings nicht abzusehen ist. Denn offensichtlich wird ein Nachgeben einer Seite zur Lösung auch nur eines der Probleme in dieser Atmosphäre immer unwahrscheinlicher. Auch dass die Europäer und die USA nun einen Resolutionsentwurf für den Kosovo in den Sicherheitsrat eingebracht haben, von dem schon vorher klar war, dass Russland ihn mit einem Veto beantworten wird, kann in dem Kontext provokant wirken. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, Printausgabe 20.7.2007)