Foto: NASA
Houston - Es klingt zunächst wenig revolutionär, aber die Wissenschafter sind begeistert: Der neueste Roboter der NASA hat etwas, was noch keiner vor ihm hatte, nämlich Hände. Wo bei seinen Vorgängern bestenfalls eine Art Greifzange saß, glänzt Robonaut mit vier vollbeweglichen Fingern und einem Daumen. Sein Händedruck lässt manchen Menschen neidvoll erblassen. Der ferngesteuerte Robonaut soll den Astronauten auf der internationalen Raumstation ISS in einigen Jahren gefährliche Arbeiten, wie zum Beispiel Weltraumeinsätze, abnehmen. Als meisterhafte Entwicklung preisen Experten das Ergebnis der rund dreijährigen Entwicklungsarbeit. Drei Millionen Dollar (3,33 Mill. Euro/45,8 Mill. S) hat sich die NASA das Projekt kosten lassen. Ursprünglich sollte am Dexterous Robotics Laboratory nur geprüft werden, ob es möglich ist, einen Roboter zu bauen, der im Weltraum mit der gleichen Geschicklichkeit arbeiten kann wie ein Mensch. "Die Idee war im Grunde, einen Ersatz für den Astronauten zu schaffen", sagt NASA-Ingenieur Chris Lovchik, der Robonauts Hände gestaltete. Der ehemalige Uhrmacher hat mehrere menschliche Hände seziert, um herauszufinden, wie man hochkomplexe mechanische Fähigkeiten auf eine Maschine übertragen kann. "Die menschenähnliche Form ist deshalb so wichtig, weil wir diejenigen waren, die die Welt veränderten", sagt Red Whittaker, der Gründer des Roboter-Forschungszentrum an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh. Robonaut müsse wie ein Mensch arbeiten, da eine Raumstation schließlich für Menschen konstruiert sei, angefangen bei Türgriffen bis hin zu Werkzeugen. Damit Robonaut aber wirklich für alle Arbeiten an der ISS eingesetzt werden kann, die man Menschen - aus welchem Grund auch immer - nicht zumuten will, braucht er mehr als nur Hände. Der Prototyp, der bis Jahresende fertig sein soll, hat zwei Arme, einen Torso, ein Bein und einen Kopf mit Augen, hinter denen eine Stereokamera steckt. Doch im Vergleich zu dem, was schon geleistet wurde, ist die Arbeit, die den Konstrukteuren noch bevorsteht, kaum der Rede wert, wie Robert Ambrose, der Leiter des Projekts, betont. Schließlich erschien es vor gar nicht allzu langer Zeit praktisch unmöglich, dass ein Roboter mit einer Pinzette ein winziges Metallstück aufhebt. Bis Robonaut tatsächlich seinen ersten Einsatz absolviert, werden nach Ambroses Ansicht allerdings noch mindestens fünf Jahre vergehen. Eines kann der Hightech-Roboter aber auch in fünf Jahren noch nicht: Denken. Daher wird er von einem Menschen ferngesteuert, und zwar mit Mitteln, die einem Science-Fiction-Film entsprungen sein könnten. Der Astronaut, der die Maschine zum Beispiel bei einer komplizierten Reparatur anleitet, trägt eine Brille, die das Bild vor seine Augen projiziert, das Robonauts Kameras senden. Sensoren in Handschuhen registrieren jede Bewegung der menschlichen Hand und übertragen diese auf den Roboter. Hebt der Astronaut seinen Arm, tut dies auch Robonaut, dreht er seine Hand, macht sein Gegenstück aus Metall und Plastik exakt dasselbe. Wenn die Technologie ganz ausgereift ist, soll der Handschuh seinem Träger sogar ein Tastgefühl vermitteln, wie Ambrose erläutert. Die Einsatzmöglichkeiten des Robonauts sind nahezu grenzenlos. Im Weltraum könnte er nicht nur Arbeiten an der Außenhaut einer Raumstation absolvieren, sondern auch, auf eine Art Geländewagen montiert, fremde Planeten erkunden. Auf der Erde ließe sich Robonaut nach Ambroses Worten beispielsweise im radioaktiven Bereich von Atomanlagen einsetzen. Aber auch die Konstrukteure von Prothesen haben nach Auskunft der NASA schon Interesse an der Technik bekundet, die in der Hand des Roboters steckt. Doch das Ziel von Robonauts Vätern ist weit weniger spezifisch. Ambrose möchte ganz allgemein, dass der Roboter zuverlässig menschliche Aufgaben erledigt. Die Grenzen der Technik würden dann nur durch die Fantasie ihrer Anwender gesetzt. "Wenn man sich Robonaut nicht mehr als Roboter, sondern als Erweiterung eines Menschen vorstellt, dann sind wir erfolgreich gewesen", sagt Ambrose. (APA/AP)