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Michael Rasmussen beantwortet vor der zwölften Etappe die Fragen der Journalisten.

Foto: APA/EPA/Karaba

Montpellier/Mainz - Die Tour de France steht zu ihrem Spitzenreiter. Der Däne Michael Rasmussen durfte am Freitag in Montpellier die 12. Etappe in Angriff nehmen, obwohl der dänische Radsportverband den 33-Jährigen vom niederländischen RabobankTeam tags zuvor aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen hatte. Der gravierende Vorwurf: Rasmussen sei trotz Verwarnungen seiner Meldepflicht gegenüber dem internationalen Radsportverband mehrmals nicht nachgekommen. Nach den Statuten müssen Radprofis den Weltverband für mögliche Dopingtests über ihren jeweiligen Aufenthaltsort stets unterrichten.

Rasmussen, der über den Ausschluss schon länger informiert war, fühlt sich ungerecht behandelt. Er habe nur eine einzige Warnung erhalten, und diese aufgrund einer Verzögerung auf dem Postweg zu spät. "Da muss jemand sein, der mir nichts Gutes wünscht", sagte der Träger des gelben Trikots der dänischen Tageszeitung Politiken.

WM- und Olympia-Aus

Den Ausschluss aus der Nationalmannschaft, der die Nichtnominierung für die Rad-WM Ende September in Stuttgart sowie für die Olympischen Spielen 2008 in Peking nach sich zieht, beantwortete Rasmussen mit der Absage für die Dänemark-Tour im August. "Ich kann nicht an einer Rundfahrt teilnehmen, die von einem Verband organisiert ist, der sich mir gegenüber so verhält."

Der am 8. Juni in der A-Probe positiv auf Testosteron getestete Deutsche Patrik Sinkewitz wäre ganz sicher von der Tour ausgeschlossen worden, hätte er sich nicht nach einem schweren Sturz ebenfalls unfreiwillig vorzeitig verabschiedet. Der 26-Jährige hat die Öffnung der B-Probe beantragt.

Sinkewitz hofft auf Entlastung. Nach einem Bericht des ZDF soll während des seinerzeitigen Dopingtests der Kontrollraum auch für unbefugte Personen zugänglich, also Manipulationen an den Proben möglich gewesen. Die deutsche Anti-Doping-Agentur schließt einen derartigen Formalfehler allerdings aus. Für den Heidelberger Experten Werner Franke ist die Sachlage schnell zu klären. "Man kann ohne Probleme mittels DNA-Vergleich nachweisen, ob es der Urin von Sinkewitz ist oder nicht", sagte Franke in der Sendung "Maybrit Illner".

Ebenda ließ Franke mit der Forderung aufhorchen, die Olympischen Spiele in Peking zu boykottieren, sollten die Mitarbeiter der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) weiterhin nicht unkontrolliert in China einreisen dürfen. "Dann muss man sich zurückziehen, wenn man noch irgendeine moralische Basis hat", sagte der 76-jährige Zell- und Molekularbiologe. In China würden derzeit zum Beispiel Schwimmerinnen mit Medikamenten "vermännlicht. Die schwimmen schon heute bei Provinzmeisterschaften in Weltrekordbereichen." (DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 21. Juli 2007, sid, lü)