*****
Der Standard: Die Latte an Skills, Wissen und Erfahrung wird für Jobkandidaten immer höher gelegt. Ist die Suche nach der so genannten Eier legenden Wollmilchsau denn noch realistisch?
Beck: Arbeitgeber wollen den perfekten Kandidaten mit den perfekten Skills im perfekten Alter gleich beim ersten Interview. Das ist sicher keine realistische Erwartung. Eher sollten wir verstärkt darüber nachdenken, welchen Einflüssen die Arbeitswelt ausgesetzt ist und ausgesetzt sein wird.
Der Standard: ... wie die demografische Entwicklung?
Beck: Ja. In den nächsten Jahren wird ein großer Teil der Arbeitskräfte in Pension gehen. Oder: die technologischen Voraussetzungen und ihr Einfluss auf die Produktivität. Und dann wäre da noch die Globalisierung. Wenn wir uns nur diese externen Faktoren anschauen, ist klar, dass es darauf ankommen wird, die richtige Person mit den richtigen Skills zur rechten Zeit am rechten Ort zu haben.
Der Standard: Talent-Management also auch bei Manpower ...
Beck: Das wird für jeden ein Imperativ werden. Man muss wissen, was man heute und was man in Zukunft brauchen wird. Zudem muss ich mir für die Belegschaft laufend überlegen, wie ich sie weiterbilden und entwickeln kann – auf jeder Ebene und in jedem Bereich wird es wichtig sein, die Skills möglichst frisch zu halten. Talent-Management wird über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmen entscheidend sein.
Der Standard: Das ist schwierig, zumal die HR in vielen Fällen noch kein Teil der Strategie ist.
Beck: Überall dort, wo Talent-Mangement ein Thema ist, schon. Und überall sonst steigt das Bewusstsein dafür stark an. Die Arbeitgeber realisieren, dass es notwendig ist, um auch ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Der „war for talents“ nimmt eine zunehmende Bedeutung ein.
Der Standard: Gibt es da regionale Spezifika?
Beck: Ja. In der Tat gibt es bestimmte Ausprägungen in der Talentsuche je nach Region. Norwegen hat akuten Technikermangel – es wird bereits europaweit rekrutiert. Die Arbeitslosenrate für Techniker dort liegt bei unter einem Prozent. Es wird auch für Österreich ratsam sein, seine Grenzen weiter für internationale Arbeitskräfte zu öffnen.
Der Standard: Wird Ihrer Ansicht nach die Nähe zu Ausbildungsstätten – etwa zur Erleichterung des Recruitings – stärker gesucht werden?
Beck: Es gibt dahin gehende Tendenzen. Auffallend für uns ist, dass wir in letzter Zeit auch Anfragen Standorte von Headquarters oder Headoffices betreffend bekommen. Unternehmen suchen auch die geografische Nähe zu Absolventen bestimmter Universitäten oder Colleges.
Der Standard: Eine Art Clusterbildung?
Beck: Das ist eine Möglichkeit. Dazu muss gesagt werden, dass wir schon allerhand schlechte Cluster unterschiedlichster Ausformung über den ganzen Globus gesehen haben. Was wir hier sehen, ist das Interesse, auf diese Art eine Business-Partnerschaft aufzubauen.