Warschau - Der Warschauer Aktienindex WIG liegt heute um über 50 Prozent über dem Wert vor einem Jahr. Kein Wunder also, dass die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" in ihrem Ranking nun schon neun Zloty-Milliardäre (ein Zloty entspricht 0,26 Euro) unter den Anlegern zählt. Vor einem Jahr gehörten nur vier zu diesem Eliteclub.

Bestes Beispiel für den Erfolg der Börse ist Leszek Czarnecki, dessen Buchvermögen die Zeitung auf 10,7 Mrd. Zloty (2,8 Mrd. Euro) schätzt - doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Czarnecki brachte zwei neue Firmen an die Börse, darunter "Noble Bank", die sich ausschließlich auf vermögende Kunden (Private Banking) spezialisiert. Der Kurs der Aktie stieg innerhalb von kurzer Zeit um 90 Prozent.

Noch stärker verdiente laut "Gazeta Wyborcza" Michal Solowow dazu, der Aktien der Chemie- und Baustoffwirtschaft hält. Die Zeitung schätzt, dass sich sein Börsenvermögen - unter anderem durch den polnischen Bauboom - auf 8,4 Mrd. Zloty verdoppelte. Ryszard Krauze landete mit seiner gerade erst debütierten Petrolinvest einen großen Erfolg, weil das Unternehmen Konzessionen für die Suche nach Öl in Kasachstan und Russland erwarb. Die Aktie stieg sofort um 170 Prozent.

Die meisten Zloty-Milliardäre an der Börse sind gleichzeitig Geschäftsführer ihrer Gesellschaften, die durch den Börsengang einen starken Zuwachs verzeichneten. Das gilt auch für den Mitinhaber des privaten Fernsehsender TVN, Jan Wejchert, oder Dariusz Milka, Haupt-Aktionär des Schuhherstellers CCC.

Dass aber auch an der Warschauer Börse nicht alles gelingt, zeigt das zweite Debüt von Leszek Czarnecki - die Immobilienfirma "LC Corp". Sie errichtet in Wroclaw das größte Wohnhaus Polens, aber die Aktie schoss trotzdem nicht in die Höhe. Viele Privatanleger, die für das Debüt Kredite aufnahmen, machten Verluste. In Warschau werden auch die Stimmen immer lauter, die ein Ende der Hausse ankündigen, die ja nun schon vier Jahre andauert. (APA)