Toronto/Wien - Gerhard Schweitzer, der Assistent von Paul Gludovatz, sah das Halbfinale zwischen Argentinien und Chile (3:0) nicht zur Gänze. Denn auf einmal kamen Stadionordner, um ihm das Filmen zu untersagen. "So um die 70. Minute ist mir von Security-Mitarbeitern die Kamera weggenommen worden. Und ich bin in die Stadion-Katakomben abgeführt worden."

Das Ganze war zwar ein Missverständnis, aber dem Spion von Coach Gludovatz fehlt das Videomaterial bis zur 87. Minute. Gemerkt hat er sich eine starke chilenische Mannschaft "mit gutem Mittelfeld und gepflegtem Kurzpass-Spiel durch die Mitte", deren größter Gegner die eigenen Nerven sind.

Zwei Ausschlüsse (15., 77.) waren zu viel für die Südamerikaner. Nach Schlusspfiff attackierten sie den deutschen Referee Wolfgang Stark, wenig später auch die intervenierende Polizei, weshalb kurzfristig die gesamte Mannschaft festgenommen wurde.

Aufklärung und Sorgen

Was mittlerweile auch die Diplomatie beschäftigt. Chiles Außenminister, Alejandro Foxley, hat von den kanadischen Behörden "umfassende Aufklärung" verlangt. Staatspräsidentin Michelle Bachelet ist "besorgt" und "fühlt mit den Angehörigen", die das alles mitansehen mussten.

Österreich trifft also am Sonntag im Spiel um Platz drei auf eine aufgebrachte und geschwächte Mannschaft. Nicht nur die ausgeschlossenen Medel und Currimilla werden fehlen, glaubt Schweitzer. "Nach diesen Vorfällen wird von der FIFA sicher noch etwas kommen." Ob das für die Österreicher ein Glück ist, muss sich erst weisen. Gludovatz glaubt nicht, "dass den Chilenen das weh tut. Sie haben immer noch ein Mittelfeld, das zu den besten des Turniers gehört."

Der Burgenländer predigt, was er immer predigt: das Primat der Leistung vor dem Resultat. "Man kann guten Fußballern nur mit gutem Fußball weh tun." Deshalb erinnert er gerne an das Vorrunden-Duell mit Chile, das torlos endete. "Wenn wir wieder so spielen, haben wir gute Chancen. Damals haben wir uns in einen Spielrausch gesteigert."

Bis zum Match hat er "Abschalten" verordnet. Am Freitag stiegen die Kicker handylos in den Bus, der sie zu den Niagarafällen brachte. Und für Montag hat Frank Stronach zu Tisch gebeten. (DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 21. Juli 2007, APA, wei)