Wien - "Ja", sagte Steffen Hofmann, "ihr könnt mich alles fragen, ich antworte gerne. Würde sich keiner für mich interessieren, hätte ich nämlich schlecht gespielt." Da kann es draußen mehr als 30 Grad gehabt haben. Da kann im Hanappi-Stadion ein Fußballspiel im UI-Cup gegen Rubin Kasan gewesen sein, das 97 Minuten gedauert (Zuschlag vom Schiedsrichter) und das 3:1 geendet hat. Und da ist jeder Rapidler 20 Minuten lang ausgelaufen, um den Puls runterzufahren. Hofmann nahm sich später trotzdem Zeit "Wasser brauche ich schon. Viel Wasser."

Der 26-jährige Deutsche, den der ÖFB liebend gerne zum Österreicher gemacht hätte (die gemeine UEFA war dagegen), stand also da. Und er genoss es, Mittelpunkt zu sein. Obwohl Hofmann zu den eher zurückhaltenden Typen zu zählen ist, also zu jenen, die gebetsmühlenartig betonen, dass Fußball ein Mannschaftssport sei und man immer nur gemeinsam gewinnen oder verlieren könne. Insofern würde er seinem Trainer Peter Pacult, der es ablehnt, Rapid auf einen "FC Hofmann" zu reduzieren ("Wäre ungerecht der tollen, leidenschaftlichen Mannschaft gegenüber"), absolut und jederzeit zustimmen. Auch als er vor ein paar Tagen mitten in der Nacht aufwachte, den Fernseher reflexartig einschaltete, und mitbekam, dass die österreichische U20 im Halbfinale der WM gegen die Tschechen 0:2 zurücklag. "Da habe ich gleich abgedreht, ein Profi braucht den Schlaf."

Den Pacult'schen Beteuerungen zum Trotz, Hofmann ist natürlich die zentrale Figur bei Rapid. Er gestaltet, nützt die Weite des Feldes schamlos aus (taucht überall auf). Und er schießt Tore. Bereits fünf in vier Pflichtpartien, für einen Regisseur, der gewöhnlich Bälle an die Kollegenschaft verteilt, ist das kein Schmutz. Gegen Kazan waren es zwei, zunächst das 1:1 per Freistoß ("Da hat sich der Tormann verflogen") und in der 94. Minute das fürs Rückspiel am kommenden Sonntag beruhigende 3:1. Als die Russen nur mehr zu neunt waren (zwei Ausschlüsse), traf er ansatzlos, echt nur für sich selbst erkennbar, ins Kreuzeck.

"Ich bin einen Schritt weiter", sagte Hofmann. Und er erzählte von seinem kurzfristigen Wechsel zu 1860 München, den man, oberflächlich betrachtet, in den Kübel "gescheitert" schmeißen könnte. "Für meine Entwicklung war es wichtig. Ich habe gelernt, dass es Dinge gibt, die man nicht ändern kann. Man muss mehr auf sich selbst schauen, auch seinen Vorteil suchen und finden." Als er zu Rapid zurückkehrte ("Nicht reumütig, gerne"), riss ihm gleich beim ersten Einsatz ein Seitenband. "Ich habe mich nicht unterkriegen lassen, das Schicksal in die Hand genommen."

Dass Tore nur das Brot der Stürmer sind, streitet Hofmann nun ab. "Sie tun jedem gut, ich brauche sie genauso. Sie sind auch für mich eine Art Nahrung, stärken das Selbstbewusstsein." Gegen Kazan hätte es auch ein Hattrick sein können, aber Stürmer Mate Bilic wollte, um nicht zu verhungern, den Elfer schießen: "Und wenn Mate es will, soll er."

Tragende Rolle

Rapid ist Hofmanns Heimat: "Hier bin ich Profi geworden, da habe ich eine Rolle, die über den Fußball hinausgeht. Stimmung und Fans sind einzigartig. Ob wir stärker als im Meisterjahr 2005 sind? Keine Ahnung." Rapid ist jedenfalls noch nie gegen ein russisches Team ausgeschieden. 2004 bedurfte es des "Wunders von Kazan", ein 0:2 wurde in ein 3:0 gemünzt. "Wir brauchen diesmal kein Wunder, auch kein blaues", spielte Hofmann Wort. "Noch Fragen?" (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 23.7. 2007)