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Taliban-Kämpfer in einer geheimen Basis im Osten Afghanistans: Sie drohten mit dem Tod der Entführten.

Foto: REUTERS/Saeed Ali Achakzai/Files
Berlin/Kabul/Seoul - Am Mittwoch erst hatte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Entführung zweier deutscher Ingenieure in Afghanistan durch die radikalislamische Taliban südwestlich von Kabul bekannt gegeben. Jetzt, am Wochenende, beklagt die deutsche Regierung den Tod eines Entführungsopfers.

Der Leichnam des getöteten Deutschen weist nach Angaben des Auswärtigen Amtes Schusswunden auf. Dies habe sich bei einem ersten Augenschein durch deutsche Beamte gezeigt, sagte AA-Sprecher Martin Jäger am Sonntagabend auf Nachfrage. Die Leiche befinde sich seit dem Abend in Kabul. "Eine abschließende Aussage zur Todesursache lässt sich zur Stunde nicht treffen", erklärte der Sprecher. Der Leichnam des Mannes werde nun schnellstmöglich nach Deutschland überführt und solle dort einer Obduktion unterzogen werden. Weitere Details wollte der Sprecher nicht nennen.

Über die Todesursache gibt es bislang widersprüchliche Angaben. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte gesagt, der Ingenieur sei an Erschöpfung gestorben und nichts weise auf einen Mord hin. Dagegen hieß es in westlichen Sicherheitskreisen in Afghanistan, die Leiche weise eine tödliche Schusswunde auf.

Der Leichnam soll am Mittwoch nach Deutschland überführt werden, wie eine Sprecherin des deutschen Außenministeriums am Dienstag mitteilte. Ein Obduktionstermin des Leichnams von Rüdiger D. sei für Donnerstag angesetzt.

Abzug gefordert

Die Entführer hatten einen sofortigen Abzug der deutschen Bundeswehr aus Afghanistan verlangt. Dort halten sich zur Zeit rund 3.000 deutsche Soldaten auf. Und dabei soll es auch bleiben. "Wir dürfen jetzt nicht mit unseren Anstrengungen nachlassen. Das afghanische Volk darf nicht im Stich gelassen werden", stellte Kanzlerin Angela Merkel umgehend klar und verwies darauf, dass der zivile Wiederaufbau des Landes bereits große Fortschritte gemacht habe.

Das "Menschenmögliche und Verantwortbare"

Zwar behaupteten die Entführer, dass auch die zweite deutsche Geisel bereits tot sei, doch das wollte das Außenministerium in Berlin nicht bestätigen. Man tue das "Menschenmögliche und Verantwortbare", um das Leben der zweiten Geisel zu retten, erklärte Steinmeier. Zu Meldungen, wonach die beiden Deutschen gemeinsam mit dem Bruder des afghanischen Vize- Parlamentspräsidenten verschleppt worden waren, wollte sich Berlin nicht äußern.

In der deutschen Regierung wächst nun die Sorge, dass dieser Todesfall die Zustimmung zum deutschen Engagement in Afghanistan weiter schmälert. Die Mandatsverlängerung steht im Herbst im Bundestag an. Während die Beteiligung an der ISAF-Schutztruppe weitgehend unstrittig ist, gibt es vor allem in der SPD immer mehr Zweifel an einer weiteren Teilnahme an der Operation "Enduring Freedom". Merkel betonte: "Ich werde für die Verlängerung der Mandate werben".

Gefangenentausch

Eine Befreiungsaktion der ebenfalls entführten 23 Südkoreaner dementierte das afghanische Verteidigungsministerium Sonntagmittag. "Der Einsatz hat noch nicht begonnen", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Sahid Murad. Auch Vertreter der afghanischen und US-Truppen sowie der Regierung der Provinz Ghazni erklärten, ihnen sei keine Befreiungsaktion bekannt. Die Taliban hatten für die Freilassung der Koreaner die Entlassung von ebenso vielen Gesinnungsgenossen aus afghanischer Haft gefordert.

Die südkoreanische Regierung steht in Kontakt zu den Geiselnehmern und war auf deren Forderung nach einem Truppenabzug eingegangen. (bau, Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 23.7.2007)