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Ein überfluteter Vorgarten in Baiersdorf bei Nürnberg am Sonntagmorgen.

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Die überflutete Ortschaft Tewkesbury in der englischen Grafschaft Gloucestershire Montagfrüh.

Frankfurt/München/London/Rom - Heftige Unwetter sind am Wochenende über Europa hinweg gezogen und haben vor allem in Großbritannien, der Schweiz und in Teilen Deutschlands Überschwemmungen verursacht und schwere Schäden angerichtet. In Bayern ertrank eine 82-jährige Frau in ihrer Kellerwohnung. Straßen wurden überflutet, Bäume entwurzelt, und Keller liefen voll.

Stark betroffen waren Ober- und Mittelfranken mit Niederschlagsmengen bis zu 75 Litern pro Quadratmeter. In Erlangen-Höchstadt lösten die Behörden in der Nacht auf Sonntag Katastrophenalarm aus. Auf der A73 bei Baiersdorf waren rund 70 Autos, ein Kleintransporter und ein Bus vom Wasser eingeschlossen. Die Insassen wurden mit Booten gerettet. Auf dem Nürburgring wurde am Sonntag der Große Preis von Europa wegen Regens unterbrochen.

England: Royal Air Force im Einsatz

In Großbritannien hielt Premierminister Gordon Brown angesichts der Überschwemmungen am Sonntagabend eine Krisensitzung der Einsatzkräfte ab. Montagfrüh besuchte er die Überschwemmungsgebiete. Brown führt die seit Tagen anhaltenden Überschwemmungen in seinem Land auf den Klimawandel zurück. Er verwies auf die Notwendigkeit, in Küstenschutz, Hochwasserschutz und in Evakuierungsmaßnahmen zu

Am schlimmsten betroffen sind die Grafschaften Gloucestershire, Worcestershire und Oxfordshire. Hunderte Menschen warteten am Montag auf ihre Rettung aus den überfluteten Gebäuden. Soldaten und Feuerwehrleute verteilten Esspakete und errichteten Suppenküchen in Ortschaften, die wegen der Fluten völlig abgeschnitten waren, berichtete die britische BBC. Tausende sind seit Tagen in Notunterkünften untergebracht. Die Royal Air Force und die Küstenwache unterstützen die Bergungsmaßnahmen der Rettungskräfte seit dem vergangenen Wochenende mit Hubschraubern. Laut einem Bericht der BBC war es eine der größten Rettungsaktionen der Royal Air Force in Friedenszeiten. In Pershore in der mittelenglischen Grafschaft Worcestershire, rund 200 Kilometer nordwestlich von London, fielen innerhalb von 25 Stunden 145,4 Millimeter Regen. Üblich sind 50 bis 60 Millimeter innerhalb eines Monats.

Mehr als 150.000 Haushalte in Gloucestershire waren am Montag ohne Wasser, weil eine Kläranlage überflutet wurde. Rund 60 Tankfahrzeuge sollten die Menschen dort mit Wasser versorgen. Auch die Stromversorgung brach mancherorts zusammen, derzeit seien etwa 40.000 Menschen ohne Strom, berichtete die BBC. Zahlreiche Straßen und Bahnstrecken in Süd-und Mittelengland sind seit mehreren Tagen gesperrt. Auch in London sind entlang der Themse mehrere Straßen gesperrt.

Schweiz: Erdrutsche und Überschwemmungen

Schwere Unwetter mit starken Regengüssen und Sturmböen bis zu 100 Kilometer pro Stunde führten am Wochenende auch in der Schweiz rund um die Hauptstadt Bern zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Die Feuerwehren waren im Großeinsatz. Bäche traten über die Ufer. Ein Felssturz verschüttete bei Interlaken eine Hauptstraße nach Spiez. Auch eine Eisenbahnverbindung war unterbrochen.

Norden: Unwetterwarnung

In Schweden und Dänemark warnten Meteorologen am Sonntag vor bevorstehenden heftigen Regenfällen und Überschwemmungen, die zu Verkehrsbehinderungen führen könnten. Zudem wurden Bewohner gefährdeter Gebiete aufgefordert, ihre Keller leer zu räumen.

Süden: Feuer und Hitzetote

Nicht über zu viel, sondern über zu wenig Regen klagten die Menschen im Süden Europas. Bei Temperaturen um die 40 Grad starben in Rumänien in den vergangenen Tagen mindestens elf Menschen.

In Bulgarien wüteten auch am Montag wieder Hitzebrände. Sie wurden durch die anhaltend hohen Temperaturen begünstigt. Am schwersten war die Region Haskowo im Südosten des Landes betroffen. Auch in Ost- und Westbulgarien brachen viele kleinere Feuer aus. Die Feuerwehr führte die rund 1.900 Brände in diesem Sommer hauptsächlich auf Nachlässigkeit zurück, schloss aber in manchen Fällen einen Vorsatz nicht aus. Am Montag wurden in Bulgarien neue Temperaturrekorde erwartet, nachdem am Sonntag an 64 Orten Rekordwerte bis zu 43 Grad gemessen worden waren.

Seit Tagen wütet auch in der Nähe der südserbischen Stadt Pirot auf 1.000 Hektar ein Buschfeuer. Auch im benachbarten Mazedonien kämpften hunderte Feuerwehrleute und Soldaten mit etlichen Bränden.

Italien: Jahrhundertsommer

Italien erlebt derzeit den heißesten Sommer der letzten zwei Jahrhunderte: Noch nie hatte eine Hitzewelle so lang angehalten. Temperaturen um die 40 Grad wurden in mehreren Städten, darunter Catania und Bari, registriert.

Das Gesundheitsministerium rief die Gemeinden auf, Listen von gesundheitlich geschwächten Pensionisten zu erstellen, die man in den heißen Monaten besonders betreuen sollte. Die italienischen Landwirte bangen um die Obst- und Gemüseproduktion. (APA/AP/dpa)