KOMMENTAR Leistungsfeindlich Nun hat auch die Lauda Air ihren Kollektivvertrag. Von Michael Moravec |
Wien - Ohne endgültige Einigung, aber offenbar mit einer deutlichen Annäherung von Belegschaft und Management ist die heutige Verhandlungsrunde um einen Kollektivvertrag bei der börsenotierten Fluggesellschaft Lauda Air zu Ende gegangen. Bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 1. September werde die Geschäftsführung der Lauda Air einen heute vorgelegten Entwurf für einen KV prüfen, sagte Airline-Chef Niki Lauda am Mittwochnachmittag. Bereits zu Verhandlungsbeginn hatten Betriebsrat und Gewerkschaft verkündet, der Arbeitskonflikt sei "aus Sicht der Gewerkschaft beigelegt".
Die beiden bisherigen Kontrahenten dürften sich in der Gesprächsrunde am Mittwoch jedenfalls näher gekommen sein: Die zuständige Gewerkschaft HTV (Handel, Transport, Verkehr) hat einen 17-seitigen KV-Entwurf vorgelegt, der nach eigenen Angaben "alle Forderungen und Angebote Laudas beinhaltet", auch der Airline-Chef selbst findet seine Vorstellungen "weitgehend" wieder. "Im Großen und Ganzen schaut es gut aus", sagte Lauda.
Vorschlag wird geprüft
Der Vorstand werde die finanziellen Auswirkungen des neuen Vorschlages bis zum 1. September einer genauen Bewertung unterziehen. Lauda hob auch das konstruktive Gesprächsklima bei den heutigen Verhandlungen hervor.
Die Gewerkschaft habe sich nach intensiver Beratungen mit den Betriebsräten "durchgerungen, allen Forderungen Laudas zuzustimmen", hieß es. Als Vorbild habe dabei der Manteltarifvertrag der deutschen Charterfluggesellschaft LTU gedient, mit der Lauda selbst Vergleiche angestellt hatte. Flug- und Arbeitszeiten seien im Entwurf gegenüber der LTU aber an Laudas Wünsche angeglichen worden. So liegt die Arbeitszeit im Zwei-Mann-Cockpit bei 14,5 Stunden, bei der LTU sind es wie bei der AUA 14 Stunden.
Deutlich unter dem Niveau der AUA
Die fliegenden Lauda-Mitarbeiter werden auch mit dem verbesserten Gehaltsschema noch deutlich unter dem Niveau etwa der AUA liegen. Die Belegschaftsvertreter hätten bei ihren Plänen sehr wohl eine Weiterexistenz der - im Halbjahr mit 277 Mill. S (20,1 Mill. Euro) schwer ins Minus geschlitterten Lauda Air - im Auge gehabt, sagte HTV-Gewerkschafter und AUA-Betriebsratschef Albin Schwarz. "Jetzt muss Lauda Farbe bekennen".
250 Millionen Schilling Investitionen
Laudas in der Vorwoche unterbreiteter - und vom Betriebsrat als "alter Hut" bezeichneter - "Maximalvorschlag" umfasst Beschränkungen der Flug- und Arbeitszeiten für die 811 "fliegenden" Lauda-Mitarbeiter sowie Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 18 Prozent. Das sieht die Investition von insgesamt 250 Mill. S in einem Zeitraum von drei Jahren und 379 neue Arbeitsplätze bis 2003 vor und soll in Form eines Stufenplans verwirklicht werden. Die Punkte im Einzelnen:
- Arbeitszeit: Die Flugzeit eines Piloten in einem Zwei-Mann-Cockpit reduziert sich auf maximal 12 Stunden an einem Arbeitstag. Pro Monat fliegt ein Lauda Air-Pilot durchschnittlich 70 Stunden.
- Zusätzlicher Pilot: Auf Langstrecken-Rotationen wird künftig zur Entlastung der Cockpit-Mitarbeiter ein dritter Pilot ("relief pilot") eingesetzt. Dieser Relief-Pilot ermöglicht den Dienst habenden Piloten, während des Fluges Pausen einzulegen.
- Gehaltserhöhungen: Nach einem neuen Gehaltsschema sollen Flugkapitäne um 22,5 Prozent mehr verdienen, Co-Piloten bekommen um 16 Prozent und Flugbegleiter würden um 18 Prozent mehr als bisher.
Derzeit verdient ein Flugkapitän beim Eintritt in die Lauda Air ein Bruttogehalt von 72.968 S (5.303 Euro) 14 Mal jährlich, nach zehn Jahren Firmenzugehörigkeit sind es 103.190 S. Bis zur Pensionierung steige das Gehalt eines Lauda-Kapitäns auf knapp zwei Mill. S.
(APA)