Das IPN, das über die Befugnisse einer Staatsanwaltschaft verfügt, hat nämlich Hinweise, die Walesa entlasten. Demnach wurden die Gerüchte um seine Geheimdienstmitarbeit 1982 gezielt gestreut, um die Zuerkennung des Nobelpreises zu verhindern. Dafür sei eine Spezialabteilung im polnischen Außenministerium mit dem Namen "Büro für Untersuchungen" zuständig gewesen.
"Es entstand ein Plan, einen Brief an die Jury zu schreiben", heißt es in einem Dokument des Ministeriums, das dem IPN vorliegt und aus dem die Zeitung "Rzeczpospolita" zitiert. Dem Brief seien gefälschte Berichte eines erfundenen Agenten "Bolek", angeblich Walesas Deckname, beigefügt gewesen, heißt es in dem Dokument. Viele Kritiker, auch aus der Gewerkschaft Solidarnosc, werfen Walesa vor, als "Bolek" Interna der Regimekritiker verraten zu haben.
Walesa reagierte enttäuscht auf die Nachricht aus Oslo. "Dann muss ich wohl warten, die Frage ist nur, ob Gott mich das noch erleben lässt", sagte er vor Journalisten. Vor zwei Jahren führte der Ex-Präsident im Fernsehen sogar ein Gespräch mit dem letzten kommunistischen Machthaber Wojciech Jaruzelski, um von dem ehemals verhassten Staatschef ein Zeugnis seiner Unschuld zu hören.