Eine Kindheit in Israel schafft Erinnerungen abseits herkömmlicher Idyllen: Shirley Wegners Installation "Explosion with tractor traces".

Foto: habres + partner
Aus weggeworfenem Schutt baut die israelische Künstlerin Shirley Wegner mannshohe Settings, mit denen sie sich selbst und andere an die Bildwelten ihres Geburtslandes erinnert. Die sehenswerte Ausstellung "Gray Area" in der Galerie habres+partner zeigt, wie reduziert diese in der Zwischenzeit sind.

Die 1969 in Israel geborene Künstlerin hat für die Auseinandersetzung mit ihren Kindheitserinnerungen eine aufwändige Technik gewählt: bemalte Wattebäusche formen die rußschwarzen Qualmwolken riesiger Explosionen, farbiges Papier lässt Feuer züngeln, unzählige Nylonfäden halten Eukalyptusbäume oder Kakteen zusammen und Bauschutt dient ihr als Ausgangsmaterial für die von ihr rekonstruierten Häuserruinen. Als trennende Elemente fungieren in ihren begehbaren Installationen Stacheldrähte und Traktorspuren, die die Landschaften in territoriale Gebiete aufteilen.

Zumindest primär verlässt sich die Künstlerin dabei nicht mehr auf das Medium Fotografie, das als Dokumentationsmedium ausgedient hat. Vielmehr werden die Erinnerungen von der Künstlerin zunächst in einem langwierigen Prozess rekonstruiert und erst danach abfotografiert und großformatig weitervermittelt. Der Titel der Ausstellung verweist auf die Grauzone, in der sich Shirley Wegner mit ihren Erinnerungen befindet, aber auch auf die Farbe der zerbombten Gebäude, die sie in ihren Installationen rekonstruiert. Von welcher Seite sich die seit Langem in New York lebende Künstlerin dem umkämpften Gebiet angenähert hat, wird entlang der Bilder kaum noch ersichtlich; dafür wird umso deutlicher, dass das medial vermittelte Bild des Landes selbst das persönlich Erinnerte eingeschränkt hat. (cb/ DER STANDARD, Printausgabe, 26.07.2007)