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Rabobank-Teamchef Theo de Rooy beantwortet in einem Hotel in Pau die Fragen der Journalisten.

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Wien - Michael Rasmussen, Führender im Gesamtklassement der Tour de France, ist von seiner Mannschaft Rabobank am späten Mittwochabend aus dem Rennen genommen und wenig später mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Rabobank-Teamchef Theo de Rooy sagte der niederländischen Nachrichtenagentur ANP, Rasmussen habe mehrmals falsche Auskünfte darüber gegeben, wo er trainiert habe. Entgegen seiner Erklärung, dass er in Mexiko trainiert habe, sei er in Wahrheit in den Dolomiten unterwegs gewesen.

Rasmussens Entlassung erfolgte offenbar auf Druck der Teamsponsoren. Die niederländische Rabobank erklärte am Mittwochabend in Den Haag: "Wir sind schockiert und völlig enttäuscht, dass Rasmussen über seinen Aufenthaltsort gelogen hat." Es habe sich jetzt herausgestellt, dass Rasmussen den Radsport-Weltverband belogen habe. "Falsche Angaben über den Aufenthaltsort sind eine ernsthafte Missachtung der UCI-Regeln und inakzeptabel", betonte die Rabobank, die bis zuletzt zu dem schon länger kritisierten 33-Jährigen gehalten hatte. Die Bank betonte, sie habe derzeit noch nicht die Absicht, sich aus dem Radsport zurückzuziehen, sondern wolle die neue Situation erst analysieren.

Nicht mehr tragbar

Tour-Direktor Christian Prudhomme lobte die Entscheidung der Sponsoren. Man können nicht sagen, dass Rasmussen betrogen habe. Doch seine Lügen über seinen Aufenthaltsort seien nicht mehr tragbar, sagte Prudhomme der Nachrichtenagentur AP.

Die Tour de France wird am Donnerstag ohne Gelbes Trikot fortgesetzt. Nach der 17. Etappe von Pau nach Castelsarrasin wird das Trikot des Gesamtführenden neu vergeben. Als Bester der Gesamtwertung geht am Tag nach dem erzwungenen Ausstieg Rasmussens der Spanier Alberto Contador (Team Discovery Channel) ins Rennen. Das Rabobank-Team wird die Tour auch ohne seine Nummer eins fortsetzen. Die restlichen sieben Fahrer werden in Pau am Start stehen, teilte der Sportliche Leiter Erik Breukink mit.

Versteckspiel

Rasmussen gilt als Exot im Profi-Radsport. Der ehemalige Mountainbike-Weltmeister stammt aus dem Flachland - und ist seit drei Jahren der stärkste Kletterer auf der Große Schleife. Im Kampf Rasmussen gegen alle war der dünne Däne im Gebirge stets der Stärkere geblieben und hatte so sein Abonnement für das gepunktete Trikot begründet. Diesmal wollte er sich in Paris zum dritten Mal in Folge zum "Bergkönig" krönen lassen - und zum neuen Triumphator in Gelb.

Seine Eigenwilligkeit in sportlichen Dingen überträgt er auch auf den organisatorischen Bereich. Aus Trainingsaufenthalten in Mexiko, wo seine Familie lebt, resultierte im letzten Jahr eine Mitgliedschaft in der dortigen Radsport-Föderation. Das europäische Doping-Kontrollsystem war fern. Auch 2007 hat der in Italien am Gardasee lebende 33-Jährige eine eher "exotische" Profilizenz gelöst. Er hat beim monegassischen Verband angeheuert. Mexiko und Monaco - beides nicht unbedingt Verbände mit großer Erfahrung im Profiradsport oder gar im aktuellen Anti-Dopingkampf.

Nicht alle unglücklich

Mit der Entlassung von Rassmusen geht ein Wunsch von Tom Boonen in Erfüllung. Der Mann im Grünen Trikot des besten Sprinters hatte gehofft, der Toursieger möge nicht Rasmussen heißen. "Das würde für alle besser sein", meinte der Belgier. "Ob (Alberto) Contador sauber ist weiß ich nicht", so der Ex-Weltmeister, "aber Rasmussen vertraue ich absolut nicht." Der des Dopings überführte Alexander Winokurow sollte lebenslänglich gesperrt werden, sagte Boonen.

Rasmussen führte nach seinem zweiten Etappensieg mit einem Vorsprung von 3:10 Minuten vor dem Spanier Contador. (APA/red)