Wirtschaft
"Ein Vergleich mit Deutschland gilt nicht"
Österreichs Mobilfunkbetreiber hoffen bei UMTS-Versteigerung auf "Vernunft" - Schmid: 20 Mrd. S für Österreich wahrscheinlich
Wien - Die heimischen vier Mobilfunkbetreiber A1 (Mobilkom), max.mobil, One (Connect Austria) und Tele.ring blicken gespannt nach Deutschland, wo die Auktion um die Lizenzen für die neue Handygeneration UMTS in die Endphase geht. Die Angebotssumme von über 90 Milliarden Mark (630 Mrd. S / 45,8 Mrd. €) liegt weit über den Erwartungen der Branche und wird auch recht heftig kritisiert. Infrastrukturminister Michael Schmid (FPÖ) ist für die für November geplante Auktion der österreichischen Lizenzen "vorsichtig optimistisch".
Jürgen Peetz, Technikchef von One: "Die Situation in Deutschland ist von Hysterie gekennzeichnet. Die gebotenen Summen sind zum Teil nicht mehr nachzuvollziehen und werden dazu führen, dass die Betreiber dann sehr schnell ans Netz müssen, um die Kosten wieder hereinzubringen. Das wiederum geht zulasten der Qualität. Betreiber in Spanien oder Finnland, die die Lizenzen viel billiger bekommen haben, können die Mittel in den Netzausbau stecken. Sicher ein großer Vorteil."
Weniger Potenzial
Zu der bevorstehenden Auktion in Österreich meint Peetz, ein Vergleich mit Deutschland auf der Basis von 1:10 sei nicht gerechtfertigt: "Die Rahmenbedingungen sind anders. In Deutschland beträgt die Marktdurchdringung mit Handys etwa 35 Prozent, in Österreich schon 65 Prozent. Das bedeutet, dass der Markt in Deutschland noch bedeutend mehr Entwicklungspotenzial besitzt." Für Österreich erwartet sich der One-Technikboss ein Auktionsergebnis, dass in der Größenordnung von dem der Niederlande liegt, also bei rund 35 Milliarden Schilling.
Hartmut Kremling, Chef von Tele.ring, schlägt in die gleiche Kerbe: "Auch relativ gesehen sind Summen wie in Deutschland in Österreich nicht zu erwarten. Es hat sich schon mehrmals gezeigt, dass die österreichischen Kunden extrem preissensitiv sind. Um einen Schilling kann man kaum irgendwo sonst in Europa telefonieren. Und Preiserhöhungen würden sehr schwer durchzusetzen sein."
Dennoch sind sich die meisten Experten in der Branche einig: UMTS ist die Zukunftstechnologie, und kaum ein Unternehmen wird es sich leisten können, darauf zu verzichten. Sonst würde es in Zukunft zum Nischenplayer degradiert werden, meint man bei Tele.ring.
Schmid: "An der niederländischen UMTS-Auktion orientieren"
Angesichts der derzeit über 680 Mrd. S liegenden Höchstgebote für die UMTS-Lizenzen in Deutschland ist Infrastrukturminister Schmid für die für November geplante Auktion der österreichischen Lizenzen "vorsichtig optimistisch". "Angesichts derartiger Summen, wie sie in Großbritannien und Deutschland bezahlt werden, kann ich nur hoffen, dass den Bietern in Österreich nicht das Geld ausgeht", betonte Schmid am Donnerstag in einer Aussendung.
Die Ergebnisse in Großbritannien und Deutschland könnten jedoch nicht als Trend für die österreichische Versteigerung angesehen werden, ist Schmid überzeugt. Vielmehr könne man sich am Ergebnis der niederländischen UMTS-Auktion orientieren, die 37 Mrd. S (2,69 Mrd. Euro) eingebracht hatte. Auf die Größe Österreichs umgelegt würde dies rund 20 Mrd. S bedeuten. In Österreich läuft am 13. September die Bewerbungsfrist für die Auktion ab. (DER STANDARD, Print Ausgabe, 17.8.2000 / APA)