Hans Rauscher
Roma in Vöcklabruck
Man scheint sich immerhin um Lösungen zu bemühen, statt die Volksseele aufzuhetzen
Sinti und Roma erlebt man hauptsächlich als professionelle Bettler in den Straßen Österreichs. Wer je gesehen hat, wie diese Menschen in Osteuropa leben und welcher Hass ihnen dort entgegenschlägt, ahnt etwas von dem sozialen Sprengstoff, der da auf eine Explosion wartet. Die rund fünf Millionen Sinti und Roma in der EU leben zum Teil nach Traditionen ("arrangierte" Ehen von halben Kindern), die mit den Werten der EU nicht vereinbar sind. Aber dass sie noch leben, war eigentlich nicht vorgesehen. Neben den Juden waren die "Zigeuner", das einzige Volk, das bei uns in der NS-Zeit total ausgerottet werden sollte (was auch großteils umgesetzt wurde). In Vöcklabruck ist nun ein Streit um einen temporären Aufenthaltsort für Sinti und Roma entstanden. Dabei erfährt man, dass eine Stiftung der Eternit-Firma Hatschek das Grundstück zur Verfügung stellt. Eine bemerkenswerte Maßnahme. Die Stadtväter von Vöcklabruck fürchten hingegen Reibereien mit benachbarten Gebieten mit "Migrationsproblemen". Immerhin scheint man sich aber in Vöcklabruck um Lösungen zu bemühen, statt die Volksseele aufzuhetzen. Das kann man schon als bemerkenswerten Fortschritt betrachten. (Hans Rauscher, DER STANDARD - Printausgabe, 27. Juli 2007)