Keine hohen Mauern, keine vergitterten Fenster: die WeGe in Wels als offener Neuanfang für Haftentlassene.

17 Bewohnern wird dort nach der Entlassung der Neuanfang erleichtert. Betreute Plätze für "Bedingte" gibt es in Österreich zu wenig - umso größer war die Freude in Wels, als die ministerielle Genehmigung für einen WG-Ausbau erteilt wurde.

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Linz - "In der Zelle hat man viel Zeit über alles nachzudenken." Roman weiß, wovon er spricht. Am 26. Juni öffneten sich für den 24-Jährigen nach einer längeren Haftstrafe die Tore der Justizanstalt Wels. "Urkundenfälschung. Aber jetzt wird alles anderes", verspricht Roman. Die hastigen Züge an der Zigarette zeugen von einer gewissen Unsicherheit vor dem, was jetzt "draußen" kommt.

Seit seiner Entlassung lebt Roman in der "WeGe", einer speziellen Wohngemeinschaft für Haftentlassene der Caritas in Wels. der Standard berichtete über die Häfn-WG bereits am 7. Februar 2005. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigten die WeGe-Verantwortlichen gerade heikle Geldfragen. Ein Konzept für einen Ausbau der Wohngemeinschaft lag in der Schublade, das Ministerium zierte sich aber mit finanziellen Zuschüssen.

Heute bewohnt Roman eines der neuen Zimmer. "Wir haben das Ministerium überzeugen und eine neue WG mit vier Zimmern in unserem Haus aufsperren können", freut sich WeGe-Leiter Gottfried Boubenicek im Gespräch mit dem Standard. Finanziert werden vom Ministerium speziell vier Plätze für Langzeithäftlinge. "Die haben es besonders schwer. Da stehst nach 15 Jahren auf einmal da mit 1000 Euro Entlassungsgeld und dem Hab und Gut in einem Plastiksackerl. Wir sind für solche Menschen der soziale Empfangsraum", so Boubenicek. In der WeGe suchen derzeit 17 Betroffene - zwölf im Haupthaus und fünf in externenen Wohnungen - in Begleitung von Sozialarbeitern und Ehrenamtlichen den Weg zurück ins Leben.

Angewiesen ist man auf Spenden. "Was oft schwer ist. Viele sagen, die sind eh selber schuld und geben nichts", seufzt Boubenicek.

Häfen-Spitzenköche

Der WG-Alltag verläuft klassisch: Jeder hat seine Aufgaben, vom Kochen, Putzen bis hin zur Freizeitgestaltung. Daneben gilt es Bewerbungsschreiben zu verfassen und Altlasten wie Schulden in den Griff zu bekommen.

Jeden Freitag wird gemeinsam aufgekocht. "Die WGler müssen das Leben neu lernen, beim Kochen sind sie aber Weltklasse. Wahnsinn, was da so auf den Tisch kommt", schwärmt Boubenicek. Der WeGe-Chef plädiert generell für mehr bedingte Entlassung: "Da schneidet Österreich im Vergleich schlecht ab." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 27. Juli 2007)