Telekom
UMTS-"Hysterie": "Ein Vergleich mit Deutschland gilt nicht"
Österreichs Mobilfunkbetreiber hoffen auf die "Vernunft"
Die heimischen vier Mobilfunkbetreiber A1 (Mobilkom),
max.mobil, One (Connect Austria) und Tele.ring blicken gespannt
nach Deutschland, wo die Auktion um die Lizenzen für die neue
Handygeneration UMTS in die Endphase geht. Die Angebotssumme von
über 90 Milliarden Mark (630 Mrd. S) liegt weit
über den Erwartungen der Branche und wird auch recht heftig
kritisiert."Hysterie"
Jürgen Peetz, Technikchef von One: "Die Situation in Deutschland
ist von Hysterie gekennzeichnet. Die gebotenen Summen sind zum
Teil nicht mehr nachzuvollziehen und werden dazu führen, dass die
Betreiber dann sehr schnell ans Netz müssen, um die Kosten wieder
hereinzubringen. Das wiederum geht zulasten der Qualität.
Betreiber in Spanien oder Finnland, die die Lizenzen viel
billiger bekommen haben, können die Mittel in den Netzausbau
stecken. Sicher ein großer Vorteil."
Weniger Potenzial
Zu der bevorstehenden Auktion in Österreich meint Peetz, ein
Vergleich mit Deutschland auf der Basis von 1:10 sei nicht
gerechtfertigt: "Die Rahmenbedingungen sind anders. In
Deutschland beträgt die Marktdurchdringung mit Handys etwa 35
Prozent, in Österreich schon 65 Prozent. Das bedeutet, dass der
Markt in Deutschland noch bedeutend mehr Entwicklungspotenzial
besitzt." Für Österreich erwartet sich der One-Technikboss ein
Auktionsergebnis, dass in der Größenordnung von dem der
Niederlande liegt, also bei rund 35 Milliarden Schilling.
Hartmut Kremling, Chef von Tele.ring, schlägt in die gleiche
Kerbe: "Auch relativ gesehen sind Summen wie in Deutschland in
Österreich nicht zu erwarten. Es hat sich schon mehrmals gezeigt,
dass die österreichischen Kunden extrem preissensitiv sind. Um
einen Schilling kann man kaum irgendwo sonst in Europa
telefonieren. Und Preiserhöhungen würden sehr schwer durchzusetzen sein."
Einig?
Dennoch sind sich die meisten Experten in der Branche einig:
UMTS ist die Zukunftstechnologie, und kaum ein Unternehmen wird
es sich leisten können, darauf zu verzichten. Sonst würde es in
Zukunft zum Nischenplayer degradiert werden, meint man bei
Tele.ring.(Michael Moravec/D
ER
S
TANDARD
, Print-Ausgabe, 17.8.2000)