Wien - Die Berge und ihre Gipfel - kritisiert die Schriftstellerin Elfriede Jelinek - würden zusehends zum "Turngerät der Freizeitgesellschaft und Laufsteg für die neueste Sportbekleidung". Mag sein, dass Peter Grauss, Präsident des Oesterreichischen Alpenvereins (OeAV), diese Aussagen kennt: Seine Kritik an den Auswüchsen der geschilderten Entwicklung zumindest klingt ähnlich.

Marketingschmähs

Gegen so genannte Megaevents in Gipfelnähe wie die geplante lila Bestrahlung von Kaiser- und Zugspitze, gegen Marketingschmähs wie die bereits beschlossene Umbenennung des Osttiroler Mullwitzkogels in Wiesbauerspitze - nach dem gleichnamigen Wurstfabrikanten - forderte Grauss am Freitag dringend politische Maßnahmen ein. Der Naturschutz müsse in jedem einzelnen der neun zuständigen Landesgesetze um fünf Eckpunkte erweitert werde: "Schutz der Alpinregion oberhalb der Baumgrenze, keine weitere Freigabe von Gletschern für den Skilauf, Einschränkung störender Events, weniger neue Klettersteige und Bewahrung bestehender Schutzgebiete."

Umweltminister Josef Pröll (ÖVP) kündigte Unterstützung an: Es müsse gewährleistet werden, dass in allen Bundesländern europäische Naturschutzvorgaben umgesetzt würden. An der föderalistischen Naturschutz-Vielfalt werde er jedoch "nicht rühren". In Vorarlberg hat der zuständige Landesrat Erich Schwärzler schon Bereitschaft zur Gesetzesnovelle bekundet.

Seilbahn-Begehren

Von immer heftigeren "Begehrlichkeiten der Seilbahnerbauer" nach Erschließung geschützter Gletschergebiete berichtete OeAV-Raumplanungsverantwortlicher Peter Haßlacher. Durch die Klimaerwärmung wandere der Schneegrenze weiter nach oben und der Skizirkus wolle ihm folgen - nah an die 3526 Meter hohe Weißseespitze im Tiroler Ötztal etwa.

Projekte wie diese gefährdeten die ohnehin in die Enge getriebene hochalpine Flora und Fauna sowie die "sterbenden Gletscher als Wasserreservoirs der Berge", sagte Haßlacher. Auch energiewirtschaftlichen Pläne in großer Höhe wie dem Windpark Brennerberge - mit 180 Meter hohen Windrädern - wurde eine Abfuhr erteilt. Das Weinviertel sei für die Windkraft besser geeignet, sagte Pröll. (bri, DER STANDARD Printausgabe, 28.7.2007)