Ein NASA-Illustrator zeichnete, wie das Vier-Sterne-System aussehen könnte.

Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA
Sei es Luke Skywalker, der in "Star Wars" den doppelten Sonnenuntergang der Zwillingssonnen von Tatooine betrachtet, sei es der Planet Helliconia, der in Brian Aldiss' gleichnamigem Epos durch den exzentrischen Orbit um seinen Hauptstern in einen Jahrtausende langen Winter gestürzt wird: In der Science Fiction sind Planeten in Mehrfachsternsystemen ein gängiges Motiv.

Planeten in Mehrfachsystemen

Und auch in der Realität stellen Doppel- und Mehrfachsysteme alles andere als eine Ausnahme dar - sie dürften die Einzelsternsysteme wahrscheinlich sogar an Zahl übertreffen. In der Suche nach extrasolaren Planeten wurden solche Systeme bislang aber eher ignoriert, weil lange Zeit vermutet wurde, dass sie keine ausreichend stabile Umgebung zur Bildung und zum Erhalt von Planeten bieten würden. Erst in jüngerer Zeit gingen Astronomen zunehmend von dieser Hypothese ab - und tatsächlich wurden bereits Planeten in Mehrfachsystemen entdeckt, die ihre Sterne allerdings in extremer Entfernung - etwa 1.000 Mal die Distanz zwischen Erde und Sonne - umkreisen.

Im Jahr 2005 sorgte der Astronom Maciej Konacki vom California Institute of Technology für Aufsehen, der glaubte einen Jupiter-großen Planeten im System HD 188753 entdeckt zu haben, welcher den Hauptstern des Dreifachsystems auf einer äußerst engen Bahn mit nur drei Tagen pro Umlauf umkreise. Konacki hält an seiner angeblichen Entdeckung fest, obwohl andere Wissenschafter das System ebenfalls beobachtet und keinen Hinweis auf die Existenz eines Planeten gefunden haben.

Zwei Elternpaare, ein Kind?

Nun berichten US-Astronomen von einem noch spektakuläreren Fund, den sie mit dem Spitzer-Teleskop gemacht haben: In 150 Lichtjahren Entfernung in der Konstellation TW Hydrae befindet sich das Vierfach-System HD 988000, das aus zwei Doppelsternsystemen besteht. Jeweils zwei Sterne kreisen um den gemeinsamen Schwerpunkt, und ebenso verhalten sich die beiden Paare zueinander: der Abstand zwischen den beiden Paaren ist kaum größer als der zwischen der Sonne und Pluto. In diesem fein austarierten kosmischen Ballett entdeckte die Forschergruppe um Elise Furlan eine Staubscheibe, die eines der beiden Paare, HD 98800B, umgibt. Und das Besondere daran: Diese Scheibe weist Lücken auf - Lücken, wie sie unter anderem entstehen können, wenn sich die Materie in einem bestimmten Abschnitt der Scheibe zur Planetenbildung zusammengeballt und dazu weiteres Material aus der Umgebung "aufgesaugt" hat.

Die beiden Lücken befinden sich an Stellen, die einmal der Entfernung Sonne - Jupiter und einmal annähernd der Entfernung Sonne - Mars entsprechen. Gibt es dort tatsächlich einen Planeten, würde er - mehr oder weniger stark - von vier Sonnen beschienen. Vorerst bleibt dies aber noch Spekulation, wie Furlan zugibt: Nicht nur dass das Sternsystem erst zehn Millionen Jahre alt ist, es ist auch noch zu wenig über die besonderen Gravitationsverhältnisse in einem solchen Vierfach-System bekannt. Durchaus möglich, dass die einzigartigen Bedingungen im System HD 988000 die Unregelmäßigkeiten in der Staubscheibe hervorgerufen haben - ganz ohne dass ein junger Planet dafür verantwortlich wäre. (red)