Das bereits lang anhaltende Badewetter sorgt auch für mehr Einsätze beim Roten Kreuz. Bei Kindern unter fünf Jahren ist Ertrinken bereits die dritthäufigste Todesursache.

***

Linz/Wien - Sommer, Sonne, Badewetter - und fast an jedem Tag ein tödlicher Badeunfall. Allein am vergangenen Wochenende sind in Ostösterreich drei Menschen ertrunken. Rettungsorganisationen und Ärzte appellieren dringend an die Eigenverantwortung von Schwimmern und ersuchen um mehr Aufmerksamkeit für andere Badegäste, vor allem für Kinder.

Ein zwei Jahre alter Bub fiel am Samstag in Wien-Penzig in einen Gartenpool. Die Eltern fanden das Kind zwar wenige Minuten später, es konnte aber nicht mehr wiederbelebt werden. Einen tödlichen Ausgang nahm ebenfalls am Samstag auch ein Badeunfall im niederösterreichischen Greifenstein (Bezirk Tulln). Eine 66-jährige Frau aus Wien konnte im Donau-Altarm von Feuerwehr-Tauchern nur mehr tot geborgen werden. Das dritte Opfer, ein 77-jähriger Mann, wurde Samstag tot im Dürrsee im Bezirk Mödling gefunden.

Der neunjährige Bub aus der Obersteiermark, der vergangenen Donnerstag im Schwimmbad Stainach (Bezirk Liezen) bewusstlos geworden war, befand sich vorerst noch in künstlichem Tiefschlaf, hieß es in der Grazer Kinderklinik.

Im Durchschnitt ertrinken in Österreich jedes Jahr rund 90 Menschen; bis zu 4000 verletzen sich beim Badevergnügen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.

In letzter Minute

Auffallend ist heuer, dass die Badeunfälle nicht zwingend an eine bestimmte Altersgruppe gebunden sind. Neben Opfern aus Risikogruppen, wie etwa Kindern oder älteren Menschen, zeigt ein Blick auf die heurige Badesaison, dass oft auch andere Altersstufen betroffen sind. Am Pleschingersee ertrank, wie berichtet, vergangenen Freitag eine 40-jährige Oberösterreicherin, vor einer Woche ein 15-Jähriger in der Traun in Bad Goisern. Fast zur selben Zeit ging am Ödtsee bei Linz ein 19-Jähriger unter. In letzter Minute zog ein Badegast den jungen Linzer aus dem Wasser.

"Ob es bei den Badeunfällen heuer eine deutliche Verjüngung gibt, lässt ich schwer sagen. Eines ist aber klar: Gesamt gesehen haben wir sicher mehr Einsätze", so Bernhard Jany vom Roten Kreuz.

Trifft ein Badeunfall einen jüngeren Menschen, so ist die Gefahr oft hausgemacht. "Alkohol und Selbstüberschätzung spielen da eine große Rolle", so Jany. Ein Krampf im Wasser wirke sich "halt einmal fataler als einer auf einem Fußballfeld aus", warnt der Rot-Kreuz-Sprecher. Leicht zu vermeidende Klassiker stehen auch heuer auf der Unfallliste weit oben. "Sprünge in unbekannte Gewässer enden schnell im Rollstuhl. Unter der glatten Wasseroberfläche können sich Felsen, Baumstämme oder andere Dinge verbergen, warnt Jany.

Langsam ins Wasser

Im Linzer AKH rät man zur sanften Abkühlung. "So wie wir es früher gelernt haben. Langsam den Kreislauf an das kühle Nass gewöhnen und nicht mit einem Hechtsprung schocken", so Hans Gombotz, Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin am AKH Linz.

Und ein voller Bauch schwimmt nicht gerne: "Das ist wie beim Joggen. Wenn man vorher etwas gegessen haben, spürt man das und es belastet zusätzlich den Kreislauf". Natürlich gebe es immer Unverbesserliche, die den Durst mit Bier stillen, bei 40 Grad in der Sonne liegen und dann ins Wasser springen. "Wer so etwas macht, leidet sowieso an einer zerebralen Insuffizienz", so Gombotz.

Im AKH seien es heuer bis dato nur Kinder gewesen, die nach Badeunfällen eine intensivmedizinische Behandlung benötigt hätten. "Jeder meint, er müsse sich einen Pool in den Garten setzten, für die entsprechende Sicherung wird aber nicht ausreichend gesorgt. Auf Kinder hat Wasser eine ganz besondere Faszination und die Kleinen sind schnell", so der Mediziner.

Luftmatratzen

Vorsicht sei zudem bei Wasserspielzeug wie etwa Luftmatratzen geboten, diese werden oft fälschlicherweise als Schwimmhilfe verstanden, warnt das Kuratorium für Verkehrssicherheit. Schwimmflügel hingegen böten eine gewisse Sicherheit, sofern sie der EU-Norm entsprechen und zwei getrennt voneinander aufblasbare Luftkammern für jeden Arm haben.

Zur Versicherungsfrage heißt es bei der Allianz: Viele Opfer, die zwar überleben, aber bleibende Schäden davontragen, seien "doppelt gestraft, wenn sie keine private Unfallversicherung haben". Denn von der gesetzlichen Unfallversicherung erhalte man überhaupt keine Leistung, die gesetzliche Krankenversicherung zahlt bei Freizeitunfällen nur Behandlungskosten. (Markus Rohrhofer/Michael Simoner, DER STANDARD - Printausgabe, 30. Juli 2007)