Salzburg - Die Internationale Salzburg Association (ISA) hat am Sonntag in der Universität Mozarteum den "Wolfgang Schüssel-Preis" an den ehemaligen Intendanten der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, vergeben. Diese Auszeichnung wurde erstmals seit dem 25-jährigen Bestehen der ISA für "außerordentliche Verdienste von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur unter dem Gesichtspunkt einer offenen und toleranten jedoch der europäischen Kultur verpflichteten Geisteshaltung mit besonderem Salzburg-Bezug" verliehen.

Vor einem hochkarätigem Publikum aus Politik, Wirtschaft und Kultur wurde der Festspielintendant von 2001 bis 2006 für seine "hervorragenden und nachhaltigen Leistungen" gewürdigt. ISA-Präsident LHStv. Wilfried Haslauer überreichte Ruzicka den mit 20.000 Euro dotierten Preis und einen Pokal aus Gussharz, in dessen Innerem sich ein Dirigent befand. Ruzicka habe über die Salzburger Festspiele die Musikwelt verändert, hob Clemens Hellsberg, Vorstand der Wiener Philharmoniker, in seiner Laudatio hervor.

"Keine schwachen Mozartopern"

Das spektakulärste und wohl auch erfolgreichste Projekt in seiner Ära sei die Aufführung von 22 Mozartopern im Mozartjahr 2006 gewesen, waren sich Hellsberg, Haslauer und Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel einig. "Jetzt ist es klar, dass es keine schwachen Mozartopern gibt, und das bildet die Schule des Staunens", verwies Hellsberg auf Ruzickas Festspielrede über "das Spiel vom Ende der Feste" vom Juli 2002. Die Erfolge Ruzickas seien mit der Heimholung von Nikolaus Harnoncourt, Ricardo Muti und dem Engagement von Anna Netrebko noch komplementiert worden. Und auch der wirtschaftliche Erfolg der Festspiele unter der Intendanz des Preisträgers "stellte alles Bisherige in den Schatten", betonte Hellsberg.

Ruzicka gelte als introvertiert, doch dieser Begriff werde ihm nicht gerecht. "Er ist auf künstlerisches Ethos und maximale Qualität ausgerichtet, und nicht auf sich selbst." Ruzicka habe sich nicht durch Macht und Eitelkeit und den Glanz der Welt korrumpieren lassen. "Er hat auf die Verlängerung seiner Amtszeit verzichtet, um sich als Komponist zu widmen. Wir haben ihm eine Komposition für ein Orchesterwerk in Auftrag gegeben, das wir 2010 uraufführen werden", kündigte der Vorstand der Wiener Philharmoniker an.

Der Preisträger bedankte sich in seiner Rede "für den Umstand, dass sie mich nicht völlig vergessen haben - dafür bin ich ein wenig stolz". Die Auszeichnung bedeute für ihn eine hohe Anerkennung als Kulturmanager und Künstler. Ruzicka vergaß aber nicht, auch den Namensgeber des Preises, ÖVP-Klubobmann Wolfgang Schüssel, zu huldigen. Der hatte zuvor noch gemeint, "normalerweise werden Preise nach honorigen Verstorbenen benannt - ich bin ja noch am Leben". Ruzicka habe einen Mittelweg zwischen radikalen Neuerungen und Pflege der Tradition gefunden - und sich auch als konsequenter Förderer der neuen Musik erwiesen, so Schüssel.

Es habe ihn erstaunt, wie gut sich Schüssel im Köchelverzeichnis auskenne, sparte Ruzicka ebenfalls nicht mit Komplimenten. "Er gehört zu den Kennern und Liebhabern der Kunst und Kultur. In den Jahren, in denen ich als Intendant arbeitete, habe ich unter Verbündeten, Trittbrettfahrern und Feinden der Kultur unterschieden. Im meiner Amtszeit bei den Salzburger Festspielen habe ich Wolfgang Schüssel als aufrichtig Verbündeten kennen gelernt, dem Musik ein Lebenselixier bedeutet." Auch die Wiener Philharmoniker stünden ganz unzeitgemäß für Kultur und Kontinuität ein. "Auf den Intendanten mag es schon ankommen, aber solange die Philharmoniker musizieren, wird die goldene Ära der Salzburger Festspiele nicht zu Ende gehen." (APA)