Bild nicht mehr verfügbar.

Endlich ist die Tour 2007 Geschichte. Alberto Contador heißt der Gesamtsieger der zweifelhaften "Doping-Tour".

Foto: Getty/ Vogel

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Paris - Alberto Contador hat sich am Sonntag als erster Spanier seit Miguel Indurains fünftem Triumph 1995 zum Gesamtsieger der Tour de France gekürt. Der 24-Jährige hatte nach 20 Etappen der von Doping-Skandalen geprägten 94. Auflage 23 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Australier Cadel Evans und 31 auf seinen US-Teamkollegen Levi Leipheimer. So knapp waren die ersten Drei in Paris noch nie beisammen gelegen.

Bennati zur Stelle

Die Schlussetappe von Marcoussis über 146 Kilometer auf die Pariser Champs Elyssees wurde eine Beute des Italieners Daniele Bennati vor dem Vorjahrssieger Thor Hushovd (NOR). Peter Wrolich kam als 23. ins Ziel. Bestplatzierter Österreicher in der Gesamtwertung war Debütant Bernhard Kohl als 31. (1:13:27 zurück). Der Gerolsteiner-Profi hatte in der zweiten Pyrenäen-Etappe den siebenten Platz belegt (Sieger war der später des Dopings überführte Alexander Winokurow), T-Mobile-Sprinter Bernhard Eisel war auf der 12. Etappe in Castres Sechster.

 

Contador fuhr als Sieger ins Ziel, während der Gewinner des Vorjahres wegen des laufenden Dopingverfahrens gegen Floyd Landis noch immer nicht feststeht. Auch auf dem Profi des Teams Discovery Channel (Mitbesitzer ist Lance Armstrong) lastete Verdacht, weil sein Name ursprünglich in den Unterlagen des spanischen Blutdopingskandals aufgeschienen war.

 

Er sei zur falschen Zeit im falschen Team (bei Liberty Seguros von Manolo Saiz) gewesen, erklärte Contador und beteuerte, nichts mit diesem Fall zu tun zu haben und völlig sauber zu sein. Allerdings wird spekuliert, dass sein Name deshalb von der Liste gestrichen worden sei, weil er sich den Ermittlern als Zeuge zur Verfügung gestellt hatte.

"Der neue Lance Armstrong"

Contadors Teamchef Johan Bruyneel musste damit nur ein erfolgloses Jahr überstehen, um wieder auf den Tour-Gipfel zu gelangen. Von 1999 bis 2005 war der Belgier mitverantwortlich für Armstrongs Rekordserie gewesen. Heuer stellte der US-Rennstall in dem erst im Dezember 2007 verpflichteten Contador und Leipheimer (beste Tour-Platzierung) den Ersten und Dritten. Bruyneel weiß, wie es geht. "Contador ist der neue Lance Armstrong", sagte er.

Die spanische Presse feiert den neuen Helden ungeachtet der Probleme des Radsports überschwänglich. "Er hat eine einzigartige Gabe. Einige nennen es Klasse, andere Genialität", schwärmte Spaniens führende Tageszeitung "El Pais", nachdem der Jungstar auf dem Plateu de Beille in den Pyrenäen seinen ersten Tour-Etappensieg eingefahren hatte. "Er kommt aus einer anderen Welt", schrieb das Blatt über den Profi mit den "Feuerbeinen" weiter.

Contador reagiert etwas verlegen auf so viel Lob. "Ich fühle mich geehrt, so etwas zu hören. Aber ich bin der Nachfolger von niemandem. Ich bin einfach Alberto Contador."

Lebensgefährliche Gefäßerweiterung

Dass der neue Toursieger überhaupt noch im Radsport ist, hat er einem schweren Sturz bei der Asturien-Rundfahrt Anfang 2004 zu "verdanken". Die Ärzte stellten damals eine lebensgefährliche Gefäßerweiterung (Aneurysma) im Gehirn fest, eine Operation folgte. "Ich hatte Angst, nie wieder ein normales Leben führen zu können", sagte Contador, der einen geistig behinderten Bruder hat.

Sechs Monate nach einem Eingriff saß er wieder auf dem Rad, 2005 fuhr er seine erste Tour de France. Mit 1,76 Metern und 61 Kilogramm gilt er als idealer Kletterer. In den Alpen und Pyrenäen zog er gemeinsam mit dem später von seinem Team suspendierten Michael Rasmussen eine tolle Show ab. (APA/dpa/AFP)

 

Ergebnisse der 20. Etappe (Marcoussis - Paris Champs-Elysees/146 km):

1. Daniele Bennati (ITA) Lampre 3:51:03 - 2. Thor Hushovd (NOR) Credit Agricole - 3. Erik Zabel (GER) Milram - 4. Robert Hunter (RSA) Barloworld - 5. Tom Boonen (BEL) QuickStep - 6. Sebastien Chavanel (FRA) Francaise des Jeux - 7. Fabian Cancellara (SUI) Team CSC - 8. David Millar (GBR) Saunier Duval - 9. Robert Förster (GER) Gerolsteiner - 10. Manuel Quinziato (ITA) Liquigas. Weiter: 23. Peter Wrolich (AUT) Gerolsteiner, alle gleiche Zeit - 29. Bernhard Kohl (AUT) Gerolsteiner 0:05 zurück - 33. Bernhard Eisel (AUT) T-Mobile, gleiche Zeit

 

  • Punktewertung: 1. Tom Boonen (BEL) Quickstep 256 - 2. Robert Hunter (RSA) Barloworld 234 - 3. Erik Zabel (GER) Milram 232 - 4. Thor Hushovd (NOR) Credit Agricole 186 - 5. Sebastien Chavanel (FRA) Francaise des Jeux 181 - 6. Daniele Bennati (ITA) Lampre 160. Weiter: 12. Eisel 84 - 82. Kohl 10

 

 

  • Bergwertung: 1. Juan Mauricio Soler (COL) Barloworld 206 - 2. Contador 128 - 3. Popowitsch 105 - 4. Evans 92 - 5. Laurent Lefevre (FRA) Bouygues Telecom 85. Weiter: 20. Kohl 42

 

 

  • Junge Fahrer (bis 25 Jahre/Weißes Trikot): 1. Contador 90:00:26 - 2. Soler 16:41 zurück - 3. Amets Txurruka (ESP) Euskaltel 49:24 - 4. Bernhard Kohl (AUT) Gerolsteiner 1:13:27