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Nach monatelangen Verhandlungen zum Dow-Jones-Kauf ist...

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...Rupert Murdoch am Ziel.

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Der Medienzar Rupert Murdoch ist nach einer monatelangen Übernahmeschlacht am Ziel seiner Wünsche: Der 76-Jährige krönt sein Lebenswerk mit der Übernahmen des renommierten US-Verlages Dow Jones für 5 Mrd. Dollar (3,6 Mrd. Euro). Zu dem Verlag gehört unter anderem das weltbekannte "Wall Street Journal". Dow Jones hat einen Jahresumsatz von rund zwei Mrd. Dollar, während es die News Corp. auf 28 Mrd. Dollar Umsatz bringt.

Die Vertragsunterzeichnung mit der bisherigen Eigentümerfamilie Brancroft wurde am heutigen Mittwoch bekanntgegeben. Der Konservative Murdoch steht im Ruf, die ihm gehörenden Medien auch inhaltlich beeinflussen zu wollen. Rund 200 Journalisten hatten Ende Juni gegen den Verkauf protestiert. Die Übernahme muss noch von der US-Aufsichtsbehörde abgesegnet werden. Murdoch sieht darin jedoch kein Problem. Nach Angaben des "Wall Street Journal" könnte der Deal bis Ende des Jahres perfekt gemacht werden.

Familienherrschaft gebrochen

Mit dem Deal beendet die Familie Brancroft, die 64 Prozent der Stimmrechte des Unternehmens kontrolliert, ihre seit rund 100 Jahren bestehende Vorherrschaft bei dem Unternehmen. Innerhalb des Clans hatte das Murdoch-Angebot in den vergangenen drei Monaten heftige Diskussionen ausgelöst. Ein Teil der Mitglieder hatte erhebliche Bedenken, dass der Führungsstil Murdochs und seine konservative Grundhaltung die journalistische Unabhängigkeit des renommierten "The Wall Street Journal" beeinträchtigen könnte. Murdoch hat diese Sorgen als unbegründet bezeichnet. Er stimmte der Schaffung eines fünfköpfigen Sonderkomitees zu, das Personalfragen überwachen soll.

Den Angaben zufolge stimmten Familienmitglieder und Treuhänder, die 37 Prozent der Stimmen repräsentieren, dem Murdoch-Angebot zu. Zusammen mit den 29 Prozent, die verkaufsbereite Kleinaktionäre halten, ist die Zustimmung ausreichend groß. In der Vergangenheit hatten einige Mitglieder des Bancroft-Clans vergeblich versucht, Alternativen für das Murdoch-Angebot zu finden. Familienmitglied Leslie Hill verließ am Dienstag das Dow Jones Führungsgremium nachdem sich eine Mehrheit für den Deal abzeichnete.

Journalistische Qualität

Mitte Juli war bereits der deutsche Verleger Dieter von Holtzbrinck aus dem Vorstand des Verlags zurückgetreten. Holtzbrinck begründete seinen Schritt mit Bedenken, das von seinen Vorstandskollegen unterstützte Übernahmeangebot von Murdoch würde der journalistischen Qualität langfristig schaden.

Murdochs News Corporation Ltd. ist der weltweit viertgrößte Medienkonzern. Dem gebürtigen Australier gehören fast 40 Prozent aller britischen Zeitungen, darunter die renommierte "Times", und die beiden Massenblätter "Sun" und "News of the World". In den USA gehört Murdoch, der inzwischen die US-Staatsbürgerschaft angenommen hat, unter anderem der Sender Fox News. Dieser gilt als sehr konservativ mit einem Naheverhältnis zur Bush-Administration. Murdoch plant in den USA zudem die Gründung eines TV-Wirtschaftskanal in Konkurrenz zu CNBC. Die Übernahme von Dow Jones würde dieses Vorhaben erleichtern, allerdings hat CNBC derzeit noch einen Vertrag mit dem Wirtschaftsnachrichtendienst.

Stark vertreten ist News Corp auch im Geschäft mit Satellitenfernsehen, so in Großbritannien mit dem Sender BSkyB, in Italien mit Sky Italia und in Asien mit Star Network. Auch ist News Corp über Fox am Hollywood-Filmproduzenten 20th Century Fox beteiligt, der Kinokassenschlager wie "Titanic" und "Star Wars" produzierte.

Dow Jones galt wegen der Dominanz der Bancroft-Familie lange Zeit als praktisch unverkäuflich. Doch offenbar war das Murdoch-Angebot mit einem Aufschlag von 65 Prozent auf den Aktienkurs verlockend genug. Einige Familienmitglieder hatten sich ohnehin besorgt über die Entwicklung des Medienverlages gezeigt. Dow Jones gilt als ein Pionier der Finanzmarktberichterstattung, hatte in jüngster Zeit aber zunehmend die Konkurrenz von Reuters und Bloomberg zu spüren bekommen.

Um den Dow-Jones-Konzern hatten sich außer News Corp auch noch andere Interessenten bemüht, unter ihnen der Internet-Unternehmer Brad Greenspan. (APA)