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Der Hauptangeklagte Kaing Kek Ieu, als "Deuch" bekannt

Fotos: Reuters/Sun Heng Police/Handout
Phnom Penh - In Kambodscha hat der gemischte Sondergerichtshof zur Ahndung der Völkermordverbrechen des Regimes der Roten Khmer nach jahrelanger Verzögerung die Arbeit aufgenommen. Als erster Angeklagter sagte am Dienstag der frühere Chef des berüchtigten Verhör- und Folterzentrums Tuol Sleng von Phnom Pen vor den Richtern aus, die von Kambodscha und den Vereinten Nationen eingesetzt wurden. Der seit 1999 in einem Militärgefängnis inhaftierte "Deuch", der eigentlich Kang Kek Ieu heißt, hat zahlreiche grausame Verbrechen gestanden. Der 65-Jährige ist der einzige Inhaftierte. Sein Verteidiger Kar Savuth sagte, "Deuch" habe nur auf "Befehl von oben" gehandelt.

Khang Khek Ieu (65), ist heute ein "wiedergeborener Christ". Der christlichen Internet-Seite "In Jesus" zufolge predigte der nunmehr angeklagte Leiter des berüchtigten Folterzentrums Tuol Sleng in Phnom Penh in den letzten Jahren das Evangelium.

"Ich habe sehr böse Dinge in meinem Leben gemacht. Jetzt ist es Zeit, die Konsequenzen meiner Handlungen zu tragen. Damals habe ich gedacht, Gott sei sehr schlecht. Ich habe Gott nicht gedient, sondern dem Kommunismus. Ich bereue die Morde der Vergangenheit", erklärte er laut Medienberichten.

Während der Herrschaft der von China unterstützten maoistischen Roten Khmer kamen von 1975 bis 1979 bis zu zwei Millionen Menschen um. Das Terrorregime wurde durch eine vietnamesische Militärintervention gestürzt.

In Tuol Sleng wurden rund 16.000 Menschen gefoltert und anschließend ermordet. "Deuch" wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit von den Richtern vernommen. Neben ihm sind vier namentlich nicht genannte ehemalige Spitzenfunktionäre der Roten Khmer angeklagt. Unter ihnen dürften Ex-Präsident Khieu Samphan, Ex-Chefideologe Nuon Chea und der frühere Außenminister Ieng Sary sein, die sich auf freiem Fuß befinden. Der Führer der Roten Khmer, Pol Pot (eigentlich Saloth Sar), war 1998 in einem Lager der Roten Khmer in der Nähe der thailändischen Grenze gestorben.

Sieben Jahre Warten auf Einigung

Die Vereinten Nationen und Kambodscha hatten sich erst 2003 nach siebenjährigen Verhandlungen auf ein gemischtes Tribunal geeinigt. Die von China unterstützten Roten Khmer herrschten mit brutaler Gewalt. Ihr Ziel war es, das südostasiatische Land in eine kollektivistische Agrargesellschaft umzuwandeln. Die Angehörigen der Intelligenz wurden systematisch ausgerottet. Wegen der unvorstellbaren Massaker bekam das geschundene Land den Beinamen "Killing Fields".

Die vietnamesische Armee marschierte Ende 1978 in das Nachbarland ein, eroberte am 7. Jänner 1979 die Hauptstadt Phnom Penh und stürzte das Schreckensregime. Die Roten Khmer zogen sich daraufhin in den Dschungel zurück und erhielten auch vom Westen Hilfe. Sie führten einen verlustreichen Untergrundkrieg gegen die Vietnamesen und das mit deren Hilfe installierte Regime. Erst 1991 kam es zur Unterzeichnung des Pariser Friedensabkommens, das die Voraussetzung für eine UNO-Friedensoperation und demokratische Wahlen schuf. (APA/Reuters)