Der umstrittene Medienmogul Rupert Murdoch steht offenbar kurz vor seinem Ziel, das Verlagshaus Dow Jones mit dem Flaggschiff "Wall Street Journal" für fünf Mrd. Dollar (3,66 Mrd. Euro) zu kaufen. Um weitere Mitglieder der gespaltenen Eigentümer-Familie Bancroft von dem Deal zu überzeugen, wolle Dow Jones nun Murdoch dazu überreden, auch die Beraterkosten der Familie von mindestens 30 Mio. Dollar zu übernehmen, berichtete die angesehene Finanzzeitung am Dienstag auf ihrer Internetseite. Die Familie Bancroft hält 64 Prozent der Stimmrechte an dem Medienkonzern. Um eine komfortable Mehrheit zu erreichen, fehlten Murdochs News Corp nur noch wenige Stimmen.

60 Dollar je Aktie

Am Montagabend hätten sich Familienmitglieder mit einem Stimmrechtsanteil von 28 Prozent für das Offert ausgesprochen, berichtete das "Wall Street Journal" weiter. Dies könnte bereits genügen, denn eine breite Mehrheit der außenstehenden Aktionäre mit insgesamt 29 Prozent der Stimmrechte dürften der Übernahme angesichts des hohen Kaufpreises zustimmen. Murdoch will mit 60 Dollar je Aktie einen 65-prozentigen Aufschlag auf den Kurs vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots zahlen. Am Montag waren die Dow-Jones-Aktien zwischenzeitlich um fast neun Prozent auf rund 50 Dollar gefallen, weil Börsianer fürchteten, die Übernahme könnte platzen.

Das Direktorium von Dow Jones unterstützt die News-Corp-Offerte. Einige Mitglieder der Bancroft-Familie sowie viele Mitarbeiter des "Wall Street Journal" befürchten allerdings, dass sich Murdoch in die redaktionelle Arbeit einmischen könnte.

Greenspan arbeitet weiter an Gegenoffert

Der Internet-Geschäftsmann Brad Greenspan hält indes an seinem Ziel fest, die Pläne von Murdoch in letzter Sekunde zu vereiteln. Er forderte die Führung von Dow Jones auf, sich mit ihm zu treffen und die für eine Buchprüfung nötigen Unterlagen bereitzustellen. Am Montagabend erklärte Greenspan, er habe die Unterstützung von fünf Investoren, die insgesamt 600 Mio. Dollar zur Online- und TV-Expansion des "Wall Street Journal" beisteuern wollten. Diese Investoren seien auch an einer Investition in Dow Jones interessiert.

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, zu den von Greenspan genannten Investoren gehörten Intel Capital, eine Sparte des US-Chipherstellers Intel, sowie die Beteiligungsgesellschaften Apex Partners und Jana Partners sowie eine Sparte der japanischen Softbank. Auch Dieter von Holtzbrinck, der aus Protest gegen das Murdoch-Übernahmeangebot seinen Posten im Dow-Jones-Direktorium räumte, könne interessiert sein, hieß es. Von den potenziellen Investoren war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. (APA/Reuters)