Wien - Kaum eine Gruppe von Erkrankten wird so diskriminiert wie diese: die Schizophrenen. Solche Störungen betreffen weltweit rund 50 Millionen Menschen. Das ist etwa ein Prozent der Bevölkerung. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Das Denken, Fühlen, Verhalten und die Wahrnehmung Betroffener werden durch die Erkrankung massiv beeinträchtigt. Doch von "Spaltungs-Irresein" kann keine Rede sein. Auch das Bild von "Dr. Jekyll & Mr. Hyde" ist völlig falsch. Die Hauptsymptome des psychiatrischen Leidens: Während der Krankheitsphasen kommt es zu Abschnitten mit fremdartigem und verwirrtem Denken, Sprechen und Verhalten - zu so genannten psychotischen Episoden. Dabei ist der Wirklichkeitssinn vermindert, Phantasie und Realität können verschwimmen. Alltägliche Verrichtungen können dann oft nicht mehr bewältigt werden. Der Umgang mit Gefühlen und Gedanken verändert sich. Während solcher Phasen ist häufig auch das Verhältnis zur Umwelt schwer beeinträchtigt. Ein zusätzliches Problem entsteht dadurch, dass Betroffene in diesen Abschnitten ihres Lebens die Krankheit und ihre Folgen oft nicht realistisch einschätzen können. Frauen erkranken durchschnittlich später Die Ursachen für die Erkrankung sind noch nicht genau geklärt. Die ersten Symptome treten zumeist zwischen der Pubertät und bis zum 30. Lebensjahr auf. Frauen erkranken im Durchschnitt später als Männer. Man vermutet, dass von ihrer Anlage her "verwundbare" Personen auf Stresserlebnisse mit dem Ausbruch einer Schizophrenie reagieren können. Umso schlimmer wirken sich die Mythen aus, die es um die Erkrankung und die Betroffenen gibt. Folgende Vorstellungen sind schlichtweg falsch. Schizophrene wären
  • unberechenbar und gefährlich
  • unheilbar
  • es liege eine gespaltene Persönlichkeit vor
  • Betroffene wären unzuverlässig und träge
  • schizophrene Störungen seien die Schuld der Eltern

    Aggressionen vorhersehbar

    Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind Schizophrenie-Kranke deutlich weniger gefährlich als beispielsweise Menschen unter Einwirkung von Alkohol oder Drogen. Während der psychotischen Episoden kann es zwar zu Aggressionen kommen, allerdings ist die Gefährdung vorhersehbar. Schizophrenie-Kranke sind in Wirklichkeit eher Opfer von Missbrauch oder Gewalt als selbst die TäterInnen. Sie sind nicht unberechenbar, sondern in dem, was anderen als Wirklichkeit erscheint, höchst verunsichert.

    Gerade deshalb benötigen Betroffene eine optimale Therapie. Mit den heute zur Verfügung stehenden Therapiemethoden können die Symptome schizophrener Störungen erfolgreich behandelt werden. Ein Drittel der PatientInnen wird wieder völlig gesund. Viele andere führen trotz nicht völlig verschwundener Symptome ein erfülltes Leben. (APA)