
Erst vor wenigen Jahren begann sich die Kunstwelt wieder für die vielseitige österreichische Künstlerin zu interessieren: "Helene Funke zählte zu den wichtigsten Wegbereiterinnen der Avantgarde, sie war Zeitzeugin vor Ort bei der Entstehung von Fauvismus, Kubismus und Expressionismus", so die Kunsthistorikerin Elisabeth Nowak-Thaller. "Der ausklingende Jugendstil Klimts, der Japonismus, die Fauves, Schiele, Kokoschka und die Secession in Wien, der später folgende Realismus und die Neue Sachlichkeit, sie alle sollten Helene Funke prägen und vielseitige, künstlerische Schwerpunkte ausbilden."
Foto von Helene Funke mit Selbstauslöser, 1913, Terrassenatelier in der Wiener Papagenogasse

Helene Funke im Atelier des Chemnitzer Fotografen W. Höffert

"Weg am Fluss mit großem Baum", 1906/07

"Blick auf die Bucht von Monte Carlo", um 1910

Helene Funke hat die Neuerungen begierig aufgenommen, sie hielt sich mit Vorliebe im Kreise der Avantgardisten auf. An ihrer ersten Pariser Adresse wohnen neben ihrer Kollegin und Freundin Martha Hofrichter auch die Geschwister Leo und Gertrude Stein. Deren große Avantgarde-Sammlung, besonders die Werke von Picasso, und ihre Kunstzirkel sollten das Schaffen der Künstlerin stark prägen. Zwischen 1909 und 1913 sind ihre Werke Teil vieler Ausstellungen in Deutschland, Paris, Wien.
"Segelboote", 1910, Privatsammlung Österreich

"Traum", 1908-1910


"Stillleben mit Calla", um 1920



"Helene Funkes Bruch mit ihrer Familie, die Tatsache, dass ihr als Frau eine Ausbildung an einer Akademie verwehrt war und ihr Engagement in der "Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs" und anderen Zusammenschlüssen von Künstlerinnen in Wien zeigen, dass sie sich dieser Emanzipationsbestrebungen nicht nur bewusst war, sondern sie engagiert unterstützte. Somit lässt sich die erste der beiden Versionen des Linzer Logenbildes noch als spielerische Reaktion auf das Logenbild von Renoir sehen, die zweite dagegen als Ausdruck feministischer Eigenständigkeit."



Im Dezember 1944 schreibt Funke in einem Brief an Hermann Hesse, zu dem sie - wie auch zu seiner Frau Ninon - ein freundschaftliches Verhältnis pflegte: "Immer und immer wieder lese ich den 'Steppenwolf' und finde so viel tiefstgewandte Gedanken und Empfindungen darin, dass ich immer wieder Dank sagen muss, dass sie dies Buch geschrieben haben. Ich bin eben selbst ein einsamer 'Steppenwolf'!"



Da an der Grabstelle am Zentralfriedhof seitdem niemand beerdigt wurde, ist sie erhalten geblieben. "Man könnte das Grab wieder pflegen, was – wie ich finde – der Künstlerin Helene Funke wohl anstünde", sagt Rainer Clauss. Auf seine Bitte an die Kulturabteilung der Stadt Wien soll das Grab nun bald wieder gepflegt und erhalten werden. (isa)

Sigrid Bucher
"Die Malerin Helene Funke"
Edition Sonnberg
Wien, 2007
112 S., 15 Euro
ISBN 978-3-9502043-2-2
Ausstellungskatalog des Lentos-Museums
(und Quelle für diese Ansichtssache)
Link:
Lentos Kunstmuseum Linz